Rumänien

Pharmamarkt im Umbruch

Remagen - 17.03.2014, 10:26 Uhr


Nach einem neuen Marktbericht von Germany Trade and Invest trat der rumänische Pharmamarkt im Jahr 2013 auf der Stelle. Das Marktforschungsunternehmen Cegedim verzeichnete lediglich einen geringen Zuwachs von 0,3 Prozent auf 11,7 Mrd. Lei (rund 2,6 Mrd. Euro). Das entspricht bei etwa einem Viertel der deutschen Bevölkerungszahl nicht einmal einem Zehntel des Pharmaumsatzes hierzulande.

Während der rezeptpflichtige Sektor (1,86 Mrd. Euro, ca. 82 % Marktanteil nach Umsatz) leicht im Minus lag (-0,8 %), fiel das Wachstum bei OTC-Produkten mit 6,5 Prozent relativ stark aus. Rezeptfreie Präparate halten laut GTAI mittlerweile einen Anteil von 17,5 Prozent am Einzelhandelsumsatz. Insgesamt erzielte der Einzelhandel inklusive der etwa 7.000 Apotheken in 2013 einen Umsatz in Höhe von 2,26 Milliarden Euro, das sind rund 86 Prozent des Gesamtmarktes, den Rest machte die Krankenhausversorgung.

Nach Einschätzung von Cegedim Romania hat sich die Verfügbarkeit von Medikamenten in Rumänien in der letzten Zeit konstant verschlechtert. Bei den Präparaten auf dem gehobenen Preisniveau gründet sich die Verknappung auf die Unterfinanzierung im Gesundheitswesen und den Parallelexport, aber auch im unteren Preissegment verschwinden günstige Präparate einfach vom Markt. Markttreiber sind Pharmazeutika der Preiskategorie 25 bis 100 Lei (5,54 bis 22,16 Euro mit +3,7 %) und über 221,60 Euro (+1,7 %).

Als einen wesentlichen Faktor für diese Entwicklung machen Experten die so genannte Clawback-Steuer verantwortlich, die den finanziellen Spielraum der Pharmaunternehmen massiv behindert. Diese Sonderabgabe müssen die Produzenten an den Staat für den Vertrieb jener Medikamente entrichten, die mit dem nationalen Krankenversicherungsfonds  abgerechnet werden. Mit ihr soll die staatliche Unterfinanzierung des Systems teilweise kompensiert werden. Nach Berechnungen des Verbandes der internationalen Pharmaunternehmen in Rumänien ARPIM wird de facto die Behandlung jedes fünften Patienten durch die Clawback-Steuer und damit direkt durch die Industrie finanziert.

Wie der rumänische Verband der Generika-Hersteller (APMGR) mitteilt, mussten seine  Mitglieder ihre Investitionen wegen des gestiegenen Drucks durch die Zwangsabgabe drastisch zurück schrauben. Außerdem hätten die Firmen sich sukzessive dazu gezwungen gesehen, rund 1000 Präparate nicht weiter in den Verkehr zu bringen. Die Folge: Der Anteil der Generika am Gesamtmarkt sank innerhalb der letzten fünf Jahre von einst 36 auf 24 Prozent in 2013, was sich letzten Endes wiederum negativ auf die Arzneimittelausgaben auswirkt.

Das Jahr 2014 soll nun für das rumänische Gesundheitssystem ein Reformjahr werden. Zum einen hat das Gesundheitsministerium eine öffentliche Debatte über die eine neue Erstattungsliste initiiert, die bis Ende März 2014 geführt wird. Auf der Agenda stehen weiterhin eine Modifizierung der Clawback-Steuer und ein neues Preissetzungssystem für Arzneimittel.


Dr. Helga Blasius