Zwischenahner Dialog

Das System „Apotheke“ besser nutzen!

Bad Zwischenahn - 16.03.2014, 16:59 Uhr


Berend Groeneveld, Vorsitzender des Landesapothekerverbandes Niedersachsen, wünscht sich für die Apotheker Einbindung in die Prävention, honorierte Wirtschaftlichkeit für Dienstleistungen und Rechtssicherheit bei Verträgen und Schiedsstellenentscheidungen. Letzteres sei für die Apotheker besonders wichtig, weil etwa 80 Prozent ihrer Umsätze an Vorlieferanten fließen. Beim 10. Zwischenahner Dialog am 13. und 14. März übernahm Groeneveld die Gastgeberrolle von seinem Amtsvorgänger Heinz-Günter Wolf.

Der Zwischenahner Dialog ist eine gemeinsame Diskussionsveranstaltung für Pharmaindustrie, Krankenkassen, Ärzte und Apotheker im Nordwesten und findet alljährlich im niedersächsischen Bad Zwischenahn statt. Diesmal trugen die Teilnehmer Analysen zu den Projekten für die neue Legislaturperiode zusammen. Groeneveld erklärte für die Apotheker: „Das System Apotheke wird nicht optimal genutzt.“ Es bestehe noch Potenzial bei der Prävention und beim Versorgungsmanagement. Für das Versorgungsmanagement sei das ABDA/KBV-Modell die erste Wahl. Es biete eine Basis für definierte Leistungen von Arzt und Apotheker, institutionalisiere diese Zusammenarbeit zum Nutzen der Patienten und könne damit zu einem Standard für künftige Modelle werden. In den Plänen zur Prävention kämen die Apotheker nicht wirklich vor, obwohl gerade sie dafür prädestiniert seien, weil sie niederschwellig erreichbar sind und hohe Akzeptanz genießen, so Groeneveld.

Für die Entlassmedikation forderte er Rechtssicherheit. Die „Angst vor Verordnung“ bei Ärzten und die „Angst vor Belieferung“ bei Apothekern müsse verhindert werden. Möglicherweise sei dafür ein eigener Finanztopf nötig, regte Groeneveld an. Außerdem müsse an der Grenze zwischen ambulanter und stationärer Verordnung die Kommunikation der handelnden Personen besser verknüpft werden, um die Therapiesicherheit zu gewährleisten.

Mit Blick auf die neue Regelung zur Substitutionsausschlussliste verwies Groeneveld auf die Folgen für die Versorgung und fragte: „Was ist bei Lieferengpässen zu tun?“ Jedes Mal Rücksprache mit dem Arzt zu nehmen, erhöhe den Aufwand bei allen Beteiligten. Durch die gerade verabschiedete Änderung bei der Berechnung des Erstattungsbetrages für Arzneimittel nach der frühen Nutzenbewertung sieht Groeneveld den einheitlichen Abgabepreis für Arzneimittel gefährdet, denn „der Listenpreis ist Makulatur“. Dies werde auch im Ausland erkannt werden und daher zu Exporten in höherpreisige Länder und damit zu neuen Lieferengpässen führen.

Schließlich erinnerte Groeneveld an die Honorarforderungen der Apotheker zu Betäubungsmitteln und Rezepturen, zum ABDA/KBV-Modell und zum „pay for performance“ für definierte Beratungsleistungen. Den Wunsch nach weniger Bürokratie vertage er hingegen realistischerweise auf die nächste Legislaturperiode.   


Dr. Thomas Müller-Bohn


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