Neues Tätigkeitsfeld für Ex-IQWiG-Chef?

Sawicki bewertet Erkältungspräparate

Berlin - 07.03.2014, 14:06 Uhr


Einige gängige Erkältungspräparate sind „nicht notwendig“ bzw. ihr Nutzen ist nicht belegt. So die Einschätzung von Peter Sawicki, dem ehemaligen Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Für „Spiegel Online“ bewertete er die im Rahmen einer Spiegel Online-Umfrage meistgenannten Erkältungsmittel. Stiftung Warentest und die Hersteller kommen ebenfalls zu Wort.

Konkret wurden die pflanzlichen Präparate Sinupret®, Umckaloabo®, Gelomyrtol® forte und Echinacea-ratiopharm® Liquid sowie das Komplexmittel Grippostad® C und das homoöpathische Mittel Meditonsin® unter die Lupe genommen, um den Nutzen bei grippalen Infekten zu bewerten. Sawicki, von Haus aus Mediziner, arbeitet laut Spiegel Online derzeit als Diabetologe und Internist. Nun hat er scheinbar ein neues Tätigkeitsfeld entdeckt – ähnlich wie Gerd Glaeske.

Seine Bewertungen fallen nicht minder kritisch aus. So erklärte er zu dem Arzneimittel Sinupret®, dass es zwar grundsätzlich zur Behandlung der Infektion der Nasennebenhöhlen zugelassen sei. Es gebe aber keinen nachgewiesenen Nutzen bei Virusinfektionen und Infekten der oberen Atemwege. Fazit: Das Medikament ist bei grippalen Infekten nicht notwendig. Stiftung Warentest legt nach: „Wenig geeignet bei Nebenhöhlenentzündung, weil die therapeutische Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen ist. Nicht sinnvolle Kombination.“

Die wissenschaftliche Qualität der kontrollierten Studie für das Komplexmittel Grippostad® C sei indes so niedrig, dass sich daraus kein Beleg eines Nutzens ableiten ließe, kritisiert Sawicki. Zudem: „Vitamin C und Koffein haben keinen wissenschaftlich belegten Effekt bei der Behandlung viraler Erkrankungen oberer Atemwege.“ Stiftung Warentest kritisiert außerdem die Zusammensetzung des Präparates – die Kombination sei bei Erkältungen und grippalen Infekten wenig geeignet. „Um Schmerzen zu lindern und Fieber zu senken, genügt Paracetamol allein.“

Erstmals wurden auch die Hersteller zur Bewertung ihrer jeweiligen Präparate befragt und konnten Stellung beziehen. Sie verweisen überwiegend darauf, dass es sich bei ihren Präparaten um zugelassene Arzneimittel handle. Eine solche werde nur erteilt, wenn die wissenschaftliche Datenlage für das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte ausreiche, um sowohl Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit des Produktes zu belegen, erklärte etwa der Umckaloabo®-Hersteller Dr. Schwabe.

Hier der Link zum Bericht auf Spiegel Online.


Annette Lüdecke/Juliane Ziegler