Epidemiologie

Wohngegend beeinflusst Häufigkeit von Diabetes und Adipositas

Berlin - 28.02.2014, 15:31 Uhr


Wer in einer sozioökonomisch benachteiligten Region lebt, ist häufiger von Diabetes mellitus und Adipositas betroffen – und das unabhängig vom eigenen Sozialstatus. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München und des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin. Für ihre gemeinsame Studie analysierten sie Daten von über 33.000 Personen im Alter ab 30 Jahren, die 2009 und 2010 an den telefonischen Gesundheitsbefragungen des RKI teilgenommen hatten.

„Regionale Faktoren wie das durchschnittliche Einkommen der Bevölkerung, Arbeitslosigkeit oder die Beschaffenheit der Wohnumgebung können alle Bewohner gesundheitlich beeinflussen – unabhängig davon, welchen Bildungsstatus die einzelnen Personen innehaben“, erklärt der Erstautor der Studie Werner Maier.

Die geographische Benachteiligung – auch „regionale Deprivation“ genannt – wird anhand des „German Index of Multiple Deprivation“ (GIMD) ermittelt. Dieser setzt sich zusammen aus Informationen zu Einkommen, Beschäftigung, Bildung, kommunalen Einnahmen, Sozialkapital, Umwelt und Sicherheit in einem definierten Gebiet. Daneben wurden in der Studie auch individuelle Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index, Rauchen, körperliche Bewegung, Bildung und Leben in einer Partnerschaft berücksichtigt.

In Regionen mit der höchsten Benachteiligung waren 8,6 Prozent der Befragten Typ-2-Diabetiker, und 16,9 Prozent litten unter Adipositas. Demgegenüber waren in nur gering benachteiligten Regionen 5,8 Prozent der Befragten Typ-2-Diabetiker und 13,7 Prozent adipös. Diese Ergebnisse überprüften die Wissenschaftler sodann auf relevante Unterschiede in allen individuellen Faktoren. Es zeigte sich: Personen in den Gebieten mit der höchsten Deprivation hatten gegenüber Männern und Frauen in den am wenigsten benachteiligten Regionen eine nochmals rund 20 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, an Typ-2-Diabetes erkrankt zu sein. Bei Adipositas war die Wahrscheinlichkeit sogar um fast 30 Prozent erhöht.

Die regionale Benachteiligung erwies sich insbesondere bei Frauen als unabhängiger Einflussfaktor für das Auftreten von Diabetes und Adipositas. Bei Männern ließ sich zwar ein Zusammenhang mit Adipositas, nicht aber mit Diabetes nachweisen. Von Diabetes mellitus sind in Deutschland rund sechs Millionen Personen über 18 Jahre betroffen, an Adipositas leiden sogar mehr als doppelt so viele Erwachsene.

Die Studienergebnisse sind im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht.

Link zur Fachpublikation: http://dx.plos.org/10.1371/journal.pone.0089661


Annette Lüdecke