Frühe Nutzenbewertung

IQWiG bescheinigt Afatinib größtenteils Zusatznutzen

Berlin - 18.02.2014, 13:39 Uhr


Der Wirkstoff Afatinib (Giotrif® von Boehringer Ingelheim) ist seit September 2013 zugelassen zur Behandlung erwachsener Patienten mit lokal fortgeschrittenem bzw. metastasiertem nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom mit aktivierenden EGF-Rezeptor-Mutationen. Nun hat das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) über den Zusatznutzen der Substanz gegenüber einer zweckmäßigen Vergleichstherapie befunden. Es zeigt sich: Das Ausmaß des Zusatznutzens ist abhängig vom Mutationsstatus.

Die herangezogene Vergleichstherapie hing von der Vorbehandlung des Patienten und seinem Allgemeinzustand ab. Bei nicht vorbehandelten Patienten wurde der Tyrosinkinase-Inhibitor Afatinib mit einer Kombinations-Chemotherapie aus Cisplatin und Pemetrexed verglichen. Bei nicht vorbehandelten Patienten mit schlechterem Allgemeinzustand war Gemcitabin Vergleichssubstanz. Für Patienten, die bereits mindestens eine Chemotherapie hinter sich hatten, waren Gefitinib oder Erlotinib als Vergleichstherapie vorgesehen.

Der Effekt von Afatinib bei nicht vorbehandelten Patienten hänge davon ab, welche EGFR-Mutation in den Tumoren vorliegt, so das IQWiG. Für Betroffene mit einer Del19-Mutation machte das Institut insgesamt ein Hinweis auf einen erheblichen Zusatznutzen aus. Beim Gesamtüberleben schnitt Afatinib besser ab als die Kombinations-Chemotherapie. Auch bei der Symptomatik und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität überwogen die positiven Effekte von Afatinib.

Dagegen zeigte sich bei einer L858R-Mutation im Gesamtüberleben kein statistisch signifikanter Effekt. Jedoch sieht das IQWiG bei Patienten unter 65 Jahren im Hinblick auf Symptome und Lebensqualität die Vorteile überwiegen. Für diese Altersklasse stellte es daher einen  Anhaltspunkt für einen geringen Zusatznutzen fest.

Haben die Patienten dagegen eine andere EGFR-Mutation als Del19 oder L858R, weisen die Studiendaten laut IQWiG darauf hin, dass sie von Afatinib sogar einen geringeren Nutzen haben als von der Kombination aus Cisplatin und Pemetrexed.

Dr. Engelbert Günster, Landesleiter Deutschland von Boehringer Ingelheim, zeigte sich erfreut über die Bewertung des IQWiG. Allerdings verweist er darauf, dass das Unternehmen noch einen weiteren Zusatznutzen für ein breiteres Patientenkollektiv sieht: „Wir werden daher die vorgesehenen Möglichkeiten im weiteren Prozess nutzen und dies dem Gemeinsamen Bundesausschuss detailliert erläutern“, so Günster. Der für Mai erwarteten G-BA Entscheidung sehen das Unternehmen „zuversichtlich entgegen.“


Annette Lüdecke