Brandenburger Kritik am Leitbildprozess

Dobbert bangt um den "ABDA-Stern"

Berlin - 13.02.2014, 15:56 Uhr


Auch den Präsidenten der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, hat die aktuelle Leitbilddiskussion zu einem offenen Brief animiert. Nachdem er gestern seine Zugangsdaten für leitbildprozess.de erhalten hat, ist Dobbert heute über den Fragebogen gestolpert, den es auszufüllen gilt, bevor die Diskussion im Web losgehen kann. Diesen könne und wolle er nicht beantworten, schreibt er – denn den apothekerlichen Berufsalltag findet er darin kaum wieder.

Dass die Diskussion auf leitbildprozess.de nur auf Landesebene geführt werden soll – aus Gründen des Datenschutzes – ist für Dobbert schon schwer nachvollziehbar. Aber mehr noch geht es ihm in seinem Brief um den Fragebogen. In diesem fehlen ihm Frage­stellungen aus dem täglichen Berufsalltag. „Fragen, wie wir zukünftig mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten unserer naturwissenschaftlichen Ausbildung umgehen und wie wir diese weiterentwickeln wollen“, so Dobbert. „Man könnte auch den Eindruck bekommen, dass wir uns über den Fragebogen neu erfinden sollen und alles, was wir bisher machen, über Bord werfen müssen!“, schreibt er in seinem offenen Brief, den er nicht zuletzt an den Geschäftsführenden Vorstand der ABDA richtet.

Dobbert vermisst etwa die Frage nach der inhabergeführten öffentlichen Apotheke. Die Rede sei noch von „öffentlicher Apotheke“ – diese könne aber auch Teil einer Kette sein. Zudem: „Wo sind die Fragen, wie wir zukünftig unsere Arbeit rund um das Arzneimittel ausbauen wollen?“ Oder sei es die Vision der Fragesteller, dass Apotheker 2030 nur noch Fallmanager oder Medikationsmanager sind und die Patienten über die eingeleitete Therapie der Ärzte aufklären und in diese mit einbeziehen? Hier tummelten sich heute schon viele – etwa Sozialarbeiter oder Pflegekräfte –, die versuchten, Geld damit zu verdienen. „Wollen wir uns zukünftig mit diesen auf eine Stufe stellen?“, fragt Dobbert. „Sieht eine mögliche Vision der Fragesteller so aus, dass wir 2030 im Vorzimmer einer Arztpraxis oder Pflegestation sitzen und andere die Arzneimittel an die Patienten abgeben und wir nur noch sagen: Morgens und abends eine Tablette!“ Dobbert hätte auch Fragen erwartet, zu welchen Aufgaben Apotheker zukünftig bereit sind – und zu welchem Hono­rar.

Weiterhin vermisst der Kammerpräsident Positionen zu Strukturen der Arzneimittelversorgung und der inhabergeführten öffentlichen Apotheke. Wo geht es etwa um  Apothekenpflicht, Verbot des Rx-Versandhandels und Fremd- und Mehrbesitzverbot? Es sei auch keine Rede von der betriebswirtschaftlichen Absicherung der Apotheken als Voraus­setzung für die Erfüllung des Sicherstellungsauftrages. Ebenso wenig von der Entwicklung der Arzneimittelpreisverordnung und der Vergütung der Rezepturen und BtM.

Dobbert ist nun gespannt auf die Auswertung der Fragebögen – und was dazu auf dem geplanten Konvent in Berlin vorgetragen wird. „Ich hoffe nicht, dass der ‚ABDA-Stern‘ Leitbild am Ende untergeht, da die Beteiligung an der Diskussion nicht ausgereicht hat, ein Leitbild des Apothekers in der deutschen inhaber­geführten öffentlichen Apotheke zu erstellen!“, schreibt er weiter. Falls dies eintreten sollte, sei womöglich die Diskussion um die neue ApBetrO aus dem Jahr 2013 „ein Kaffeekränzchen“ gewesen.


Kirsten Sucker-Sket


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