Leitbilddiskussion

Attacke auf ABDA-Spitze: „Totaler Rohrkrepierer“

Berlin - 13.02.2014, 09:14 Uhr


Mit massiver Kritik an der aktuellen Leitbilddiskussion haben sich der stellvertretende Vorsitzende des hessischen Apothekerverbandes, Hans R. Diefenbach, und der frühere stellvertretende Vorsitzende des niedersächsischen Apothekerverbandes, Uwe Hansmann, zu Wort gemeldet. In einem gemeinsamen „Offenen Brief“ an die ABDA-Führung kritisieren Diefenbach und Hansmann die Internet-Diskussion als „totaler Rohrkrepierer“ und fordern das Ende der Debatte.

Sehe man sich in den jeweiligen Länderportalen die Teilnehmerzahlen nach mehr als der Hälfte der Laufzeit der Aktion einmal an, so müsse man feststellen, dass „diese Diskussion via Internetportal, noch dazu bundesländerspezifisch, ein totaler Rohrkrepierer ist“. Erschreckend sei die geringe Teilnahme insgesamt, aber „noch erschreckender die dünne Diskussion“, so Diefenbach und Hansmann.

„So kommen wir nicht weiter!“, lautet das vorläufige Fazit der beiden Kritiker. „Der Berufsstand driftet unserer Ansicht nach in die völlig falsche Richtung ab und ergeht sich in emotional behafteter Diskussionskür, statt sich um die wirklich drängenden Probleme des täglichen Wahnsinns an der HV-Front zu kümmern und für die Kollegen öffentlich wahrnehmbar zu kämpfen“, heißt es im Schreiben.

Dann folgt harsche Kritik an der Berliner ABDA-Führung: „Es mangelt immer noch komplett an der Außendarstellung. Es mangelt an resolutem Auftreten gegenüber den Kassen und der Politik. Es mangelt an konsequenter Einforderung wirtschaftlicher Notwendigkeiten - gerade auch gegenüber Pressevertretern. Wir ergehen uns in ethischer Reinheit, Qualifizieren mit Starrheit, regulieren uns selbst über die Maßen und vergessen dabei, die wirtschaftliche Grundlage vehement zu verteidigen und einzufordern.“

Diefenbach und Hansmann kritisieren vehement die Ausklammerung der Pharmaziestudenten von der Leitbilddiskussion und die Begrenzung der Debatte auf Kammerbezirke: „Hier muss doch eine Diskussion ansetzen, bevor man ein Leitbild überhaupt andenkt. Dem Nachwuchs ist aber aus Datenschutzgründen weitgehend die Teilnahme versagt. Und im Übrigen: Wenn Sie noch so vehement und immer den ‚Datenschutz‘ bemühen – es ist einfach lächerlich, dass die Kollegen und Kolleginnen in den einzelnen Bundesländern nicht wissen, was man anderswo denkt.“

Als Konsequenz aus ihrem Rundumschlag fordern Diefenbach und Hansmann das sofortige Ende der Leitbilddiskussion: „Beenden Sie diese zu nichts führende Alibidiskussion um ein Leitbild, das der Apothekerberuf nicht braucht, weil er über Jahrhunderte - bis heute - bewiesen hat, dass er sehr wohl weiß, was seine Aufgaben und Pflichten im Rahmen der ordnungsgemäßen Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln sind. Konzentrieren Sie die Arbeit unserer Berufsvertretung darauf, die wirtschaftliche und wissenschaftliche Grundlage auch für die nachfolgenden Generationen zu sichern. Fokussieren Sie dafür zunächst Ihre Arbeit auf die ganz offensichtlichen, in Kürze anstehenden und drängenden wirtschaftlichen Probleme hinsichtlich Preisbildung, Honorierung und Abschlag. Hier vermissen wir klare und harte Stellungnahmen. Das fordern die Kollegen zu Recht ein.“


Lothar Klein