Ausschussvotum zur PiDaNa

BAK: Apotheker erwarten schnelle Umsetzung

Berlin - 14.01.2014, 14:49 Uhr


Die Bundesapothekerkammer (BAK) begrüßt die Entscheidung des Sachverständigenausschusses für Verschreibungspflicht, die Pille danach mit dem Wirkstoff Levonorgestrel rezeptfrei verfügbar zu machen. „Die Apotheker erwarten, dass diese Empfehlung schnell umgesetzt und die Arzneimittelverschreibungsverordnung entsprechend geändert wird“, betont Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer. Jens Spahn (CDU) hingegen kritisiert das Votum deutlich.

Die BAK verweist darauf, dass die möglichst schnelle Verfügbarkeit der Pille danach im Notfall wichtig sei: „Die wohnortnahen Apotheken mit ihrem niedrigschwelligen und flächendeckenden Nacht- und Notdienst können die Patienten kurzfristig versorgen, inklusive der notwendigen Beratung“, erklärt Kiefer. Apotheker könnten die Arzneimittelsicherheit gewährleisten und Verantwortung dafür übernehmen, dass Medikamente nicht missbräuchlich angewendet werden.

Ebenfalls begrüßt wird die Entscheidung bei den Grünen: „Endlich kann sich beim Thema ‚Pille danach‘ die Vernunft durchsetzen“, erklärten Ulle Schauws, Sprecherin für Frauenpolitik, und Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Prävention und Gesundheitspolitik. Statt Ideologie und ökonomischen Interessen Einzelner Vorschub zu leisten, könnten Frauen, die in Not geraten sind, jetzt selbstbestimmt und schnell agieren. „Wir fordern Gesundheitsminister Gröhe auf, die fachliche Einschätzung des BfArM aufzugreifen und zügig eine Verordnung vorzulegen.“ Der Umsetzung stehe nichts im Wege, da sich die Mehrheit im Bundesrat bereits für den OTC-Switch ausgesprochen habe.

Mit deutlicher Kritik reagierte hingegen der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Jens Spahn: „Die Entscheidung des Sachverständigenausschusses ist das falsche Signal.“ Im Zweifel müsse die Sicherheit der Patientinnen vorgehen. Die ernsthaften Nebenwirkungen der Pille danach seien nicht zu unterschätzen. Spahn verweist auf Studien, denen zufolge es zu Kopfschmerzen, Unterbauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen kann. Zudem könne die Einnahme zu Zyklusverschiebungen, Menstruationsstörungen und zu einer Verschiebung der Follikelreifung im nächsten Zyklus führen – in Einzelfällen gar zu Thrombosen.

Darüber hinaus gebe es „bessere und wirksamere Präparate, als das, dessen Freigabe empfohlen wird“, betont Spahn. Die Freigabe von Levonorgestrel würde also bedeuten, „dass die Patientin über das bessere und neuere Präparat, Ulipristalacetat, das seit drei Jahren weltweit als das Standardpräparat gilt, gar nicht informiert wird, es ihr aber zumindest bei der Apotheke nicht so einfach zugänglich wäre“. Zudem bleibt aus Sicht des Gesundheitspolitikers nur durch das Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patientin – „ein Dialog, den der Beipackzettel nicht ermöglicht“ – die gesundheitliche Vorsorge und die Intimsphäre der Patientinnen ausreichend bewahrt. „Denn beim Apothekennotschalter mit Schlitz scheint mir die eher nicht gegeben.“


Juliane Ziegler


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