Meningokokken-B-Impfstoff Bexsero®

STIKO gibt noch keine Empfehlung

Berlin - 11.12.2013, 13:46 Uhr


Seit Jahresbeginn ist erstmals ein Impfstoff gegen Meningokokken der Serogruppe B (MenB) in Europa zugelassen: Bexsero® von Novartis. Seit dem 2. Dezember ist dieser auch in Deutschland verfügbar. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) hat nun geprüft, ob sie die neue Vakzine in ihre Impfempfehlungen aufnimmt. Ihr vorläufiges Ergebnis: Derzeit reichen die vorliegenden Studiendaten für eine abschließende Bewertung nicht aus.

Bisher standen nur Impfstoffe gegen Meningokokken der Serogruppen A, C, W135 und Y zur Verfügung. Meningokokken-B-Erkrankungen, die der neue Impfstoff verhindern soll, sind in Deutschland sehr selten, verlaufen jedoch oftmals gravierend. Nun ist die STIKO gefordert, eine Bewertung von Bexsero® vorzunehmen und zu entscheiden, ob eine Impfempfehlung für die Vakzine auszusprechen ist.

Im aktuellen Epidemiologischen Bericht des RKI (Nr. 49/2013) findet sich nun die STIKO-Stellungnahme. Die Kommission verweist darauf, dass der Impfstoff Bexsero® im Gegensatz zu den Impfstoffen gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y nicht auf Polysacchariden beruht, sondern auf immunogenen Proteinen, welche mittels einer neuen Vakzine-Technologie definiert und hergestellt wurden. Vor diesem Hintergrund stelle die Risiko-Nutzen-Abwägung bei diesem Impfstoff eine besondere Herausforderung dar.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt kommt die STIKO aber zu dem Schluss, dass die bisher vorliegenden Studienergebnisse und die daraus resultierende Evidenz für eine abschließende Entscheidung noch nicht ausreichen. Insbesondere nicht vor dem Hintergrund einer niedrigen, in den letzten Jahren abnehmenden Krankheitslast durch MenB. Zwar ließen die vorliegenden Daten annehmen, dass die Impfung mit Bexsero® vor invasiven Erkrankungen durch einen Großteil der in Deutschland zirkulierenden MenB-Stämmen schützen könne. Für eine abschließende Bewertung hinsichtlich einer möglichen Empfehlung als Routine- bzw. Indikationsimpfung fehlten aber noch wichtige Daten zur altersspezifischen Stammabdeckung des Impfstoffs, insbesondere bei Säuglingen, zur Persistenz der schützenden Antikörper, zur Sicherheit des Impfstoffs sowie zur Umsetzbarkeit der Integration einer weiteren Mehrdosen-Impfung im 1.  Lebensjahr in den Impfkalender.

Zur Entscheidung, welche Altersgruppen vorrangig geimpft werden sollten, fehlten der STIKO ebenfalls verlässliche Erkenntnisse. Sie wüsste gerne mehr zu einem möglichen Effekt der Impfung auf das Meningokokken-Trägertum und damit der indirekten Effekte auf ungeimpfte Bevölkerungsgruppen (sog. Herdenschutz).

Und so sieht sich die STIKO derzeit nicht in der Lage, eine generelle Impfempfehlung auszusprechen. Nach Vorliegen neuerer Daten werde sie sich aber erneut mit der Thematik beschäftigen. Zugleich weist die STIKO darauf hin, dass auch ohne ihre abschließende Empfehlung eine Impfung gemäß Fachinformation für Personen mit erhöhtem Erkrankungsrisiko nach individueller Nutzen-Risiko-Abwägung sinnvoll sein könne. Dies betreffe etwa enge Kontaktpersonen von Patienten mit einer invasiven Meningokokken-B-Infektion sowie gesundheitlich gefährdete Personen, z. B. solche mit Asplenie oder Komplementdefekten.


Kirsten Sucker-Sket