Weltweite Herausforderung

G8-Gipfel zum Umgang mit Demenz

London/Berlin - 11.12.2013, 14:57 Uhr


Die acht wichtigsten Industrienationen der Welt wollen gemeinsam Wege zu einem menschlicheren Umgang mit dem Thema Demenz suchen. Auf einem von der britischen Regierung initiierten Demenz-Gipfel versicherten die Teilnehmer, künftig enger in der Forschung und beim Umgang mit Betroffenen zusammenzuarbeiten.

„Demenzerkrankungen betreffen in einer alternden Bevölkerung immer mehr Menschen“, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Das sei eine Herausforderung für die sozialen Sicherungssysteme. „Mit dem G8-Demenzgipfel lenken wir die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit darauf, wie wir die Demenzerkrankungen und deren Therapie besser erforschen können. Wir diskutieren über unsere Erfahrungen, wie wir Menschen mit demenziellen Erkrankungen besser versorgen und pflegen und wie wir Angehörige besser unterstützen können. Gemeinsam können wir die Lebenssituation von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen verbessern.“

Patientenschützer kritisierten indes den Gipfel und seine Zielsetzung. Bei Demenz gebe es kein Erkenntnisproblem, sondern ein Umsetzungsproblem, sagte Eugen Brysch von der Stiftung Patientenschutz. Es bedürfe eines Systemwechsels. „Wenn Gesundheitsexperten auf dem G8-Gipfel in London Zahlen zusammentragen, Prognosen austauschen und feststellen, dass Demenz die Geißel des 21. Jahrhunderts ist, so helfen sie damit nicht den heute und zukünftigen Betroffenen“, bemängelt Brysch. Es werde in absehbarer Zeit keine Pille gegen Demenz geben.

Dagegen sagte Jan Lundberg, Forschungs-Vorstand vom Pharmakonzern Eli Lilly, es gebe Hoffnung auf eine wirksame Medizin und damit auf einen Durchbruch in den nächsten fünf Jahren. „Ich glaube stark daran, dass wir in fünf Jahren gute Chancen auf ein oder zwei Wege haben werden, das Fortschreiten von Demenz zu hemmen, was natürlich eine Art Gütesiegel wäre“, sagte Lundberg der BBC. „Besser wäre sicher, wenn wir so früh behandeln könnten, dass Demenz gar nicht erst auftreten würde.“

Die demografische Entwicklung stellt die Industrienationen, zunehmend aber auch andere Länder, vor große Herausforderungen. Weltweit leben nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums etwa 35 Millionen Menschen mit Demenz. In Deutschland sollen es derzeit 1,4 Millionen sein; zwei Drittel von ihnen leiden unter Alzheimer. Jährlich kommen 40.000 Neuerkrankungen hinzu. Schätzungen zufolge könnte sich die Zahl der Demenzkranken in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf etwa 2,2 Millionen erhöhen und innerhalb der nächsten 30 Jahre nahezu verdoppeln.


dpa/Juliane Ziegler


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