Kiefer zur Leitbilddebatte

BAK-Präsident: Apotheker für das Sparen bezahlen

Kiel - 21.11.2013, 11:24 Uhr


Im Gastvortrag von BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein am Mittwoch in Kiel ging es zunächst um Positionen und Funktionen der Bundesapothekerkammer (BAK). Bei der anschließenden Diskussion stand jedoch die aktuelle Leitbilddebatte im Mittelpunkt. Kiefer begrüßte, dass die Vorstellungen vom Leitbild beim Deutschen Apothekertag noch „schwammig“ geblieben seien, denn die Apotheker sollten nicht überfahren werden.

Auf den Einwand, die vielen verschiedenen Apotheken könnten nicht homogenisiert werden, entgegnete Kiefer, dies sei auch nicht seine Absicht. „Ich will keinen Einheitsbrei“, so Kiefer. Es gehe darum, die Apotheken nicht auf die Logistik und den Preis zu reduzieren. Stattdessen sollten sich die Apotheken darum kümmern, dass jeder Patient die richtigen Arzneimittel in der richtigen Dosis zur richtigen Zeit erhalte.

Dies sei ein langsamer Prozess, für den gesellschaftliche Akzeptanz nötig sei, aber „nur wenn man aufbricht, kann man ankommen“, so Kiefer. Apotheker sollten sich mit der Idee auseinandersetzen, für ihre patientenorientierte Arbeit mit einem Stundensatz honoriert zu werden. Dies führe zu Änderungen im Betriebsablauf. Dabei betonte Kiefer, dass es um ein Leitbild für die Apotheke gehe - und nicht um ein Berufsbild des Apothekers in allen Tätigkeitsfeldern.

Allerdings erläuterte Dr. Peter Froese, Vorsitzender des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, dass Entwicklungen in den Apotheken auch die Arbeit auf den anderen Feldern beeinflussen. Froese sieht die Aufgabe der Apotheken langfristig darin, sich intensiv um die Patienten mit großem Arzneimittelbedarf zu kümmern. Dabei solle der sparsame Umgang mit Arzneimitteln professionalisiert werden. Für Kiefer sind die Apotheker „die Sparfüchse in der GKV“. Dies zeige sich schon lange im Krankenhaus und bei der Umsetzung der Rabattverträge. Ein besseres Schnäppchen könne die GKV nicht machen, als die Apotheker für das Sparen zu bezahlen.

Als nächsten offiziellen Schritt im Leitbildprozess kündigte Kiefer für den 6. Dezember ein Informationstreffen für die Mitgliedsorganisationen an. In seinem Vortrag beschrieb er die Qualitätssicherung der Arzneimittelversorgung als übergeordnete Aufgabe der BAK. Für die Versorgung reiche das Instrumentarium der Apothekenbetriebsordnung auch in Zeiten des demografischen Wandels aus, denn dazu gehören auch Rezeptsammelstellen und Zweigapotheken. „Es sind keine neuen Stilelemente nötig“, erklärte Kiefer, wohl als Seitenhieb auf die Apothekenbus-Diskussion. 

Zur Vielfalt der Apotheken erklärte Kiefer: „Gute Pharmazie und exzellente Arzneimittelversorgung sind von der Betriebsgröße unabhängig.“ Die Grundversorgung eines Patienten erfordere unabhängig von der Apothekengröße eine bestimmte Zeit, sie sei allenfalls unterschiedlich organisiert. Mit Blick auf neue Aufgaben für die Apotheker betonte Kiefer, wie wichtig die Zusammenarbeit mit den Ärzten sei. Doch je höher der Organisationsgrad, um so festgefahrener seien die Positionen, so Kiefer. Zudem erklärte Kiefer: „Die Apotheker sind nicht die barmherzigen Samariter der Nation“. Neue Leistungen müssten daher zusätzlich honoriert werden.


Thomas Müller-Bohn


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