Europäischer Antibiotikatag

Gemeinsam gegen Antibiotikaresistenzen

Berlin - 18.11.2013, 15:06 Uhr


Heute findet zum sechsten Mal der Europäische Antibiotikatag statt. Jahr für Jahr wird am 18. November darauf aufmerksam gemacht, wie Antibiotikaresistenzen die öffentliche Gesundheit bedrohen können. Ziel ist es, ein Bewusstsein für den umsichtigen Einsatz von Antibiotika zu schaffen. So sollen resistente Bakterien eingedämmt werden und Antibiotika auch zukünftig wirksam bleiben. Die Bundesregierung hat den heutigen Tag zum Anlass genommen, die grundlegend überarbeitete Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) vorzustellen.

Gleich drei Bundesministerien haben sich im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen zusammengetan: Gesundheits-, Verbraucherschutz- und Forschungsministerium haben im Jahr 2008 gemeinsam mit Partnern im Gesundheitswesen die DART erarbeitet und veröffentlicht. Die gemeinsame Strategie wurde entwickelt, um ein koordiniertes Vorgehen und Handeln zwischen den verschiedenen Sektoren der Human- und Tiermedizin, der Forschung, dem Umweltsektor und den unterschiedlichen Bereichen auf lokaler, regionaler, nationaler aber auch internationaler Ebene zu unterstützen.

„Wir sind uns alle bewusst, dass wir die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen gemeinsam bekämpfen müssen – Veterinär- und Humanmedizin Hand in Hand“, sagte heute Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Verbraucherschutzministerium. Damit die Strategie aufgehe, müssten sich neue Forschungsergebnisse und Erkenntnisse zur Verbesserung des gesundheitlichen Verbraucherschutzes darin widerspiegeln. Der vorliegende Entwurf stelle nicht nur den derzeitigen Stand der Wissenschaft dar, sondern setze auch einen wichtigen Diskussionsprozess in Gang, so Kloos.

Gesundheits-Staatssekretär Thomas Ilka betonte, dass Antibiotikaresistenzen „weiterhin ernste Sorgen“ bereiten – obwohl in den letzten Jahren viel erreicht worden sei. Die überarbeitete Strategie leiste einen wichtigen Beitrag zum Weiterkommen. Ilka: „Alle Verantwortlichen und zuständigen Akteure sind disziplinübergreifend aufgerufen, sich an der Weiterentwicklung der DART zu beteiligen und diese gemeinsam umzusetzen. Nur so können wir langfristig einen Erfolg in der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen erzielen.“

Der Entwurf der überarbeiteten DART soll noch heute auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums veröffentlicht werden – dann steht er bis zum 28. Februar 2014 zur Kommentierung und Ergänzung frei.

Doch nicht nur die Regierung geht in die Offensive, wenn es um Antibiotika geht. Auch die Akademie der Wissenschaften in Hamburg und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat letzte Woche Vertreter aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft zu einem Runden Tisch eingeladen. Die Experten trafen sich am 13. November zur konstituierenden Sitzung in Berlin. Sie sehen  Defizite bei der Entwicklung neuer Antibiotika als eines der Hemmnisse im Kampf gegen resistente Bakterien – und wollen Lösungsstrategien entwickeln. Dabei versteht sich der Runde Tisch „Antibiotika-Forschung“ ausdrücklich als Ergänzung zu anderen Foren – wie auch der DART.

Mit an diesem Tisch sitzt auch ein Vertreter des Verbands Forschender Pharma-Unternehmen (vfa). Auch den Unternehmen ist bewusst, dass neue Antibiotika dringend gebraucht werden – wenngleich sie seit den 1950er Jahren bereits rund 80 Präparate entwickelt haben. Nach Angaben des vfa könnten zwischen 2011 und 2020 17 neue Antibiotika auf den Markt kommen – zwei sind schon so weit: Seit Oktober 2012 gibt es ein resistenzbrechendes Breitband-Antibiotikum, im Januar 2013 folgte ein Antibiotikum gegen den Darmkeim Clostridium difficile. Weiterhin habe ein Antibiotikum gegen Lungenentzündung eine Zulassung. Es werde allerdings noch nicht vermarktet, so der vfa. Auch ein Medikament gegen Gram-negative Bakterien habe kürzlich die Zulassungsempfehlung für Deutschland und andere EU-Länder erhalten. Zehn weitere Breitband-Antibiotika seien in der letzten Phase der klinischen Erprobung. Hinzu kämen noch Antibiotika und andere antibakterielle Mittel speziell gegen einzelne Problemkeime.


Kirsten Sucker-Sket


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