Studie zum Einnahmeverhalten

Kinder erhalten oft zu niedrig dosierte Medikamente

Berlin - 06.11.2013, 09:21 Uhr


Verabreichen Eltern ihren Kindern Arzneimittel, geschieht dies in zehn bis 15 Prozent der Fälle in einer zu niedrigen Dosierung. Das ergab eine Studie der Kinder- und Jugendklinik des Universitätsklinikums Erlangen und des Robert Koch-Instituts. Eltern wollten ihre Kinder damit möglichst wenig schädigen – doch sie erreichten damit das genaue Gegenteil, warnt Studienleiterin Dr. Antje Neubert.

„Wir nehmen an, dass Eltern aus Angst vor unerwünschten Arzneimittelwirkungen und in dem Glauben, ihr Kind vor Schaden zu bewahren und ihm etwas Gutes zu tun, lieber etwas weniger Arzneimittel geben, als vom Arzt verordnet wurde oder als in der Packungsbeilage zu lesen ist“, erklärt Neubert. Doch durch die verminderte Gabe bleibe die Wirkung oft aus. Außerdem träten unerwünschte Arzneimittelwirkungen häufig dosisunabhängig auf – auch in therapeutisch nicht wirksamen Dosierungen.

Die Erlanger Wissenschaftler halten es insbesondere für bedenklich, dass jedes fünfte Antibiotikum bei Kindern in zu niedriger Dosierung verabreicht wird. Zu häufig und zu niedrig dosiert eingesetzt, komme es schnell zur Bildung von Resistenzen, warnt Neubert. Die ursprüngliche Intention der Eltern, ihr Kind zu schützen, drifte dadurch in eine ganz andere Richtung: „Der therapeutische Effekt bleibt aus, unerwünschte Wirkungen treten trotzdem auf und bisher wirksame Therapien stehen zukünftig möglicherweise nicht mehr zur Verfügung.“

„In Deutschland haben wir eine Kultur, in der Arzneimittel eher zurückhaltend eingesetzt werden“, bilanziert Neubert – das mache der hohe Anteil an Homöopathika und Phytopharmaka deutlich. „Umso mehr ist es notwendig, umfassende Aufklärung zu leisten und falsche Vorurteile auszuräumen, damit unsere Kinder adäquat mit Arzneimitteln behandelt und trotzdem maximal geschützt werden.“ Inwieweit die Beobachtung der Wissenschaftler auch auf die Medikamenteneinnahme in anderen Ländern zutrifft, lässt sich ihrer Meinung nach im Moment aber nicht sagen.


Juliane Ziegler


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