„KompetenzApotheke Schmerz“

Apotheken können sich zertifizieren lassen

Berlin - 29.10.2013, 17:06 Uhr


Nach einem erfolgreichen Modellversuch in Bayern will die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) jetzt bundesweit die „KompetenzApotheke Schmerz“ nach vorne bringen. Denn obwohl sie für viele Schmerzpatienten erste Anlaufstelle sind, wird das Potenzial der Apotheken in der Schmerztherapie bislang weitgehend ausgeblendet. Um dies zu ändern, hat sich die DGS neue Partner an Bord geholt – darunter auch GEHE.

Rund 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen – etwa 40 Prozent von ihnen erhalten laut Dr. Gerhard Müller-Schwefe, Präsident der DGS, keine adäquate Therapie. Für den Mediziner bedarf es für die Schmerztherapie daher mehr als einen Arzt mit Rezeptblock. Nötig seien Therapiekonzepte – und eine positive Kommunikation. Hier kann die Apotheke seiner Ansicht nach eine entscheidende Rolle spielen. Ihr Potenzial sei bislang maßlos unterschätzt worden. Mit der nun ausgeweiteten Fortbildungs- und Zertifizierungsinitiative, die heute in Berlin vorgestellt wurde, soll Abhilfe geschaffen werden.

Für die Initiative haben sich die DGS und der Arzneimittelhersteller bene, der schon beim bayerischen Projekt dabei war, nun auch GEHE und Pfizer mit ins Boot geholt. Die Fortbildung setzt sich aus verschiedenen Modulen zusammen. Teilnehmen müssen stets mindestens zwei Mitarbeiter einer Apotheke, darunter ein Approbierter. In zwei jeweils dreistündigen Präsenzveranstaltungen, die im Abstand von zwei bis drei Wochen stattfinden, wird kompakt grundlegendes Wissen vermittelt. Hier geht es etwa um die Entstehung von Schmerz, das WHO-Stufenschema zur Schmerztherapie und Besonderheiten bei spezifischen Patientengruppen. Hinzu kommen Online-Komponenten mit Testaten und ein Vor-Ort-Workshop in der Apotheke. Wer das von der DGS ausgestellte Zertifikat erlangt hat, muss aber auch künftig auf dem Laufenden bleiben – jedes Jahr ist eine Rezertifizierung nötig. 

In Hamburg und Berlin fanden die ersten Fortbildungen bereits statt. Die Dresdener SaXonia-Apotheke von Christian Flössner zählt zu den ersten 40 frisch gebackenen Kompetenzapotheken. Auch Flössner ist überzeugt, dass die Apotheken beim Thema Schmerz derzeit meist hinter ihren Möglichkeiten bleiben. Die Arzneimittel würde in der Regel nur an die Patienten abgegeben – informiert werde bestenfalls über den Wirkstoff. Die neue Fortbildung biete hingegen einen anderen Ansatz und gebe Instrumentarien für eine bessere und ganzheitliche Betreuung der Patienten an die Hand. Die Apotheke, bei der die gesamte Medikation erfasst werde könne, ist auch für Flössner der ideale Ort für diese Betreuung. Hier finde sich in der Regel mehr Zeit für ein Gespräch als beim Arzt – und die Patienten trauten sich eher, Fragen zu stellen. Zudem: Für die Apotheke selbst sei das Zertifikat „KompetenzApotheke Schmerz“ ein Merkmal, mit dem sie sich gegenüber der Konkurrenz abheben könne. Hier zeige sich auch ein Vorteil gegenüber Versandapotheken: „Wir können reden“.

Für die Lloyds-Apotheken von GEHE, von denen es bislang zwei in der Republik gibt, ist die neue Fortbildung Pflicht. Teilnehmen kann aber jede Apotheke, anders als Lloyds-Apotheken können sie dabei aber auch eine etwas schmalere Modul-Variante wählen. Für Petrick Dauer, GEHE-Geschäftsführer Marketing & Vertrieb, passt die Initiative gut ins Konzept seines Unternehmens, mit innovativen Dienstleistungen den Heilberuf zu stärken. Mit der GEHE Akademie bietet der Großhändler zudem die Infrastruktur für die Fortbildungsinitiative. Zu den Kosten wollte sich Dauer nicht äußern – sie hingen von den gewählten Modulen ab und würden mit der jeweiligen Apotheke direkt besprochen.


Kirsten Sucker-Sket