Medizin-Nobelpreis

Forschungen über Vesikel-Transport ausgezeichnet

Stockholm - 07.10.2013, 15:04 Uhr


Den Medizin-Nobelpreis 2013 erhalten die Biochemiker James Rothman, Randy Schekman und Thomas Südhof für ihre Entdeckungen zum Vesikel-Transport im menschlichen Organismus, wie das Nobel-Komitee in Stockholm heute bekannt gab. Südhof wurde 1955 in Göttingen geboren und forscht seit 1983 in den USA, unterbrochen durch die Jahre 1995 bis 1998, als er Direktor am Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin in Göttingen war.

Die drei Nobelpreisträger haben gemeinsam auf molekularer Ebene erforscht, wie der Transport von Substanzen innerhalb von Vesikeln, kleinsten „Bläschen“ mit Durchmessern von nur wenigen Mikrometern, im menschlichen Organismus funktioniert; dabei schließt „Transport“ die Verpackung und die Entladung der Substanzen mit ein.

Jeder der drei Forscher hatte einen thematischen Schwerpunkt: Schekman entdeckte eine Gruppe von Genen, die bestimmte Proteine codieren, die für den Vesikel-Transport notwendig sind. Südhof wies nach, wie die Vesikel über bestimmte Signale dirigiert werden. Rothman zeigte, wie die Proteine arbeiten, die den Vesikeln ermöglichen, mit ihren Zielstrukturen zu fusionieren und ihnen ihre Ladung zu übergeben.

Südhof hat sich in seiner wissenschaftlichen Laufbahn insbesondere mit der Signalübertragung im Nervensystem befasst. So gelang ihm die Identifizierung und Klonierung einer Reihe von Proteinen, die an der Freisetzung von Neurotransmittern an Synapsen beteiligt sind. Die Kenntnis dieser Prozesse lässt auch typische Defekte erkennen, die mit bestimmten Erkrankungen verbunden sind; sie sind für die Diagnostik von Bedeutung, bieten aber bislang keine neuen Therapieansätze. Seit 2008 ist Südhof Professor für Molekulare und Zelluläre Physiologie, Psychiatrie und Neurologie an der Stanford University in Kalifornien.

Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, gratulierte öffentlich mit den Worten: „Ich beglückwünsche Thomas C. Südhof zu seinem Nobelpreis für Medizin. Seine Forschung hat wichtige Grundlagen geschaffen, die Ursachen zahlreicher Erkrankungen besser zu verstehen. Diese große Auszeichnung ist zugleich Anerkennung und Ansporn für alle deutschen Wissenschaftler, die sich in der Gesundheitsforschung engagieren."
Der Nobelpreis wird am 10. Dezember überreicht und ist mit insgesamt 8 Millionen Schwedischen Kronen (920.000 Euro) dotiert.


Dr. Wolfgang Caesar


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