Wirtschaftspsychologie

Sind gesundheitliche Warnhinweise kontraproduktiv?

Stuttgart - 01.10.2013, 15:22 Uhr


Die Warnung vor gesundheitsschädlichen Effekten eines Produktes verändert das Verhalten der Konsumenten kurzfristig, aber nicht nachhaltig. Wenn man einer kürzlich veröffentlichten Studie glaubt, sensibilisiert man mit Warnungen nicht für Gefahren, sondern fördert die Ignoranz und erreicht genau das Gegenteil der Absicht.

In vier Studien testeten Wirtschaftspsychologen, wie Konsumenten auf die Warnhinweise in der Werbung für Zigaretten oder synthetische Süßstoffe reagieren. Die Personen, die eine Werbung des jeweiligen Produktes mit einem Warnhinweis gesehen hatten, kauften zwar danach das Produkt weniger als die Personen, die die Werbung ohne Warnhinweis gesehen hatten. Dieses Verhalten war aber nicht von Dauer, sondern verkehrte sich sogar ins Gegenteil: Nach drei Monaten kauften die gewarnten Personen das gesundheitsgefährliche Produkt häufiger als die nicht gewarnten Personen.

Die Forscher, die behaupten, als erste die Langzeitwirkung von gesundheitlichen Warnhinweisen auf Lebens- und Genussmitteln erforscht zu haben, erklären sich die erstaunliche Verhaltensänderung so: Die gewarnten Personen verharmlosen mit der Zeit die drohende Gefahr, werten aber zugleich die Warnung als Ausdruck der Aufrichtigkeit, die ihnen das beworbene Produkt sympathisch macht.

Quelle: Steinhart Y, et al. Warnings of Adverse Side-Effects Can Backfire Over Time. Insead Working Paper No. 2013/84/MKT; 15.07.2013.


Dr. Wolfgang Caesar