Offizieller Startschuss für Leitbild-Diskussion

Vision und Mission

Düsseldorf - 19.09.2013, 13:42 Uhr


„Ich kann heute eigentlich nur enttäuschen“, stellte ABDA-Vize Mathias Arnold heute gleich zu Beginn der Leitbild-Diskussion auf dem Deutschen Apothekertag klar. Es gebe zu weit gespannte Erwartungen, die er gar nicht alle zufrieden stellen könne. Dennoch bemühte er sich, das neu geschaffene Diskussionsforum mit einem Impulsreferat zur Leitbild-Debatte einzuleiten.

Einige, so Arnold, erwarteten, dass sie auf dem Tisch ein Buch finden, auf dem steht „Leitbild“ und dessen Umsetzung vom Pharmazierat kontrolliert wird. Die anderen wollten jetzt beginnen, den Begriff zu deklinieren. „Beides wird nicht funktionieren“, sagte der ABDA-Vize. Weder könne er ein Leitbild von oben verordnen, noch sei es hier und jetzt möglich, ein Leitbild mit 500 Leuten Wort für Wort aufzuschreiben.

Er könne nur erklären, an welcher Stelle man derzeit stehe. „Die größte Schwierigkeit besteht nicht darin, neue Ideen zu entwickeln, sondern den alten Ideen zu entkommen“, fasste es Arnold mit den Worten von Maynard Keynes zusammen. Es gehe zunächst darum, das Ziel abzustecken – in Form eines „idealistischen Realbildes“. Darin vereinten sich eine „Vision und eine Mission“, so Arnold. Es solle beschrieben werden, warum Apotheker überhaupt arbeiteten. Es solle Orientierung und Motivation, eine gemeinsame Identität geben. Zudem brauche man eine gute Basis für die Öffentlichkeitsarbeit – denn am Ende müsse das Leitbild auch von der Gesellschaft getragen werden.
Eine sechsköpfige Arbeitsgruppe habe bereits angefangen, sich hierüber Gedanken zu machen. In dieser Arbeitsgruppe – in der neben Arnold selbst die Kammerpräsidentinnen Magdalene Linz und Gabriele-Regina Overwiening, zudem Thomas Benkert und Hans-Peter Hubman (beide Bayern) sowie Peter Froese aus Schleswig-Holstein vertreten sind – habe man kreativ zusammengearbeitet. „Wir haben gestritten, wir haben viel gelesen, viel verglichen und versucht, uns auf einen Konsens zu verständigen, der am Ende gar nicht so schwer zu finden war.“

Zunächst habe man die Probleme abgesteckt. Dazu zählt die Erkenntnis, dass die Arzneimitteltherapie immer komplexer wird. Schlagworte sind hier etwa Polypharmazie, stratifizierte Medizin oder gentechnische Arzneimittel. Zudem wird es immer mehr Multimorbide geben. Auch ein Fachkräftemangel in der Basisversorgung steht bevor, es wird weniger Mediziner und Apotheker geben. Ebenso wird sich die regionale Bevölkerungsverteilung verändern. Nicht zuletzt ändert sich die Erwartungshaltung der Patienten. „Sie wollen vom Objekt zum Subjekt der Behandlung werden“, so Arnold.

Nun gehe es darum, der Gesellschaft zu zeigen, welche Lösungen die Apotheker hierfür haben, welchen Nutzen sie ihr bringen können. Das Ziel sei dabei relativ einfach, so Arnold. Es gehe darum „die Arzneimitteltherapie optimal zu gestalten, nach den Patientenbedürfnissen einen maximalen Nutzen zu erzielen“. Der ABDA-Vize ist überzeugt: „Dafür wird die Gesellschaft bereit sein, mit uns zusammenzuarbeiten und uns zu alimentieren“. Das verlange man auch von den Apothekern, „denn wir sind die Fachleute für Arzneimittel“.

Grundlage für die Diskussion sei, dass man bereits ein gutes Ausgangsniveau habe: Die Apotheken genießen das Vertrauen der Bürger, es gibt freiberufliche Grundsätze und einen gesetzlich fixierten Regelungsrahmen. Es gebe aber auch internationale Trends, von denen man sich nicht abkoppeln könne, betonte Arnold. Pharmazeutische Leistungen würden weltweit weiterentwickelt – es gebe Beispiele aus Kanada, Australien, Holland, Frankreich, Großbritannien. „Wir müssen diese internationalen Gedanken aufnehmen, sie bewerten und schauen, wie sie in unser deutsches nationales System hineinpassen“.

Nicht zuletzt stellte Arnold klar: Bei der Leitbilddiskussion gehe es nicht um das Hier und Jetzt – es geht um das Jahr 2030. „Wir wollen nicht beschreiben, was heute in der Apotheke stattfindet.“ Es gehe um völlig neue Prozesse. Das werde schnell verkannt. Dabei seien allerdings auch Schlagworte von heute zu beachten, etwa die patientenorientierte Pharmazie. Und: Die heutigen Kernkompetenzen werde man nicht abschaffen, sie blieben auch künftig wichtig, würden sogar an Bedeutung gewinnen.

Ein weiterer Punkt: Eine Arzneimitteltherapie beginnt mit der Verordnung des Medikaments – und hört auf, wenn der Patient im Krankenbett seine Medikation anwendet. Diese Therapiebegleitung sei ein langer kontinuierlicher Prozess, den die Apotheker leiten wollten. Das könne man allerdings nicht alleine, so Arnold. Es bedürfe eines heilberuflichen Netzwerks, „wir müssen mit Ärzten auf Augenhöhe verhandeln“. Dazu seien Schnittstellen zu definieren – einfach werde das nicht.

Nicht zuletzt stellt Arnold klar: Ohne Honorierung kann das nicht funktionieren. Eine Honorierung ist eigentlich nichts anderes, als dass man den Apotheken Geld dafür gebe, dass sie die staatlichen Ziele exekutieren. Wo man verbesserte und neue Leistungen anbiete, müsse es auch ein zusätzliches Honorar geben. Diese Leistungen müssten dabei natürlich dem Patienten dienen – und wenn sie gut funktionierten, entlasteten sie auch die Sozialsysteme.

Dann gab Arnold das Startsignal für die Diskussion: „Wir haben einen langen Weg vor uns, noch sind nicht alle Ideen klar formuliert. Der heutige Tag soll ein Startschuss sein.“ Ziel sei es, eine einheitliche Vision zu entwickeln.


Kirsten Sucker-Sket


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