Apothekerkammer Schleswig-Holstein

Freud und Leid mit dem Medikationsmanagement

Kiel - 12.09.2013, 12:31 Uhr


Das Medikationsmanagement war ein zentrales Thema bei der gestrigen Sitzung der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Kammerpräsident Gerd Ehmen betonte die große Bedeutung des Medikationsmanagements für die Zukunft der Apotheken, berichtete aber auch über eine negative Folge. Denn die Kassenärztliche Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) habe ihre Mitgliedschaft in der Interessengemeinschaft der Heilberufe (IdH) mit sofortiger Wirkung gekündigt.

Die IdH ist ein bundesweit einmaliger Zusammenschluss aller Heilberufler auf Landesebene, der in Schleswig-Holstein eine gute Tradition hat. Neben einem anderen Problem innerhalb der IdH sei die Kündigung der KVSH auf das Medikationsmanagment zurückzuführen, denn das Geld für bestimmte Leistungen könne nur einmal ausgegeben werden. Ehmen bedauerte die Entscheidung der KVSH und erklärte sich dafür einzusetzen, dass diese wieder zurückkehrt. Denn die IdH sei nötig, um über die Versorgung im Land sprechen zu können.

Außerdem erklärte Ehmen: „Ohne Ärzte wird es schwer, Medikationsmanagement zu betreiben.“ Das Medikationsmanagement sei neu in die Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) aufgenommen worden, aber doch nicht wirklich neu, denn es habe immer schon stattgefunden, so Ehmen. Die Aufnahme in die ApBetrO sei für ihn ein politisches Signal. „Da hat die Politik eine Menge begriffen“, so Ehmen. Allerdings fehle eine eindeutige Definition des Medikationsmanagements. Der Begriff müsse mit einem gewissen Tempo inhaltlich gefüllt werden, weil Erwartungen an die Apotheker gestellt würden. Besondere Schwerpunkte seien die Polymedikation und die geriatrische Pharmazie. „Es wird inhaltlich und vom Aufwand her an Bedeutung gewinnen“ und müsse daher auch bezahlt werden, erklärte Ehmen. Zudem kündigte er an, die Kammer werde das Thema noch intensiver als bisher in der Fortbildung berücksichtigen.

Zum Titelbeitrag des „Stern“ über Apotheken vor einigen Wochen erklärte Ehmen, er sehe daran positiv, dass die Apotheken zum Thema gemacht würden: „Wir gehören dazu.“ Er gebe dem „Stern“ auch Recht, dass ein Patient unbedingt beraten werden müsse, wenn er auf die Erstverordnung eines Asthmasprays hinweist. Wer da nicht berate, schade dem ganzen Stand. „Jeder Einzelfall ist einer zu viel“, so Ehmen. Auch Zeitgründe könnten dies nicht erklären, denn vier bis fünf Minuten Zuwendung für einen Kunden seien noch sehr wirtschaftlich.

Um Probleme in der Beratung ging es auch an anderer Stelle in der Kammerversammlung, als Kammergeschäftsführer Frank Jaschkowski über die Ergebnisse der Testkäufe der Kammer in diesem Jahr berichtete. Diesmal wurden nur Szenarien mit Präparatewünschen geprüft und die Ergebnisse seien schlechter als im Vorjahr gewesen. Die begleitenden Informationen zu den Arzneimitteln seien gut gewesen, aber an anderen Stellen habe es Verbesserungsbedarf gegeben. Offenbar gingen Apotheker und PTA bei einem Präparatewunsch vielfach davon aus, dass der Kunde das Produkt bereits kennt. Bei der Frage einer jungen Testkundin nach einem Johanniskraut-Präparat sei in über der Hälfte der Fälle nicht auf die mögliche Interaktion mit oralen Kontrazeptiva hingewiesen worden.


Thomas Müller-Bohn