Arzneimittelfälschungen

Zoll, Hersteller und Apotheker warnen gemeinsam

Berlin - 11.09.2013, 15:03 Uhr


Tendenz steigend: Deutsche Zollbehörden haben im ersten Halbjahr 2013 bereits 15 Prozent mehr Arzneimittelfälschungen sichergestellt als im Vorjahreszeitraum. Auf diese besorgniserregende Entwicklung und die entstehenden Gefahren machten heute Zollkriminalamt, Arzneimittelhersteller und Apotheker im Rahmen des zweiten Informationsforums Arzneimittelfälschung in Berlin aufmerksam.

Jedes Jahr werden mehr Arzneimittelfälschungen sichergestellt, berichtete Peter Keller vom Zollkriminalamt – bald überhole der Arzneimittel- den Rauschgiftbereich. Das wahre Ausmaß liege aber im Dunkeln. Das Geschäft mit illegalen Arzneimitteln sei äußerst lukrativ, denn den geringen Beschaffungskosten stünden hohe Gewinnspannen und nur geringe Entdeckungsrisiken gegenüber. Beispielhaft nannte Keller die Zahlen für Sildenafil: Beschaffungskosten von 40 bis 50 Euro pro Kilogramm bei Gewinnspannen zwischen 8.000 und 23.000 Euro.

„Es wird alles gefälscht, was am Ende des Tages Profit verspricht“, erklärte Martin Schulz, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Die Patienten wüssten dabei aber oft nicht, welchen gesundheitlichen Risiken sie sich dadurch aussetzten. Fälschungen könnten lebensgefährlich sein, sie enthielten entweder gar keine, zu viele, zu wenige oder falsche Wirkstoffe. Er betonte, dass der sicherste Weg weiterhin der Kauf in Apotheken sei, denn Fälschungen seien in der legalen Vertriebskette – über Großhandel und Apotheken – die Ausnahme.

Um Fälschungen in der legalen Vertriebskette auszuschließen, arbeiten Arzneimittelhersteller, Apotheker und Großhändler bereits an einem neuen Sicherheitssystem. Man wolle für ein sichereres Vertriebsnetz sorgen, erklärte Richard Bergström, Generaldirektor der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) – denn das Vertrauen bröckele. Daher würden ab 2017 Arzneimittel europaweit vor der Abgabe an den Patienten in der Apotheke auf Echtheit geprüft. Hierzulande werde das System securPharm – bei dem auf jeder Medikamentenpackung ein zweidimensionaler Barcode aufgedruckt ist, der die Packung eindeutig zurückverfolgbar macht – bereits seit Anfang 2013 getestet.


Juliane Ziegler