Zahl der Masernfälle steigt

Bereits 1542 Erkrankungen gemeldet

Berlin - 11.09.2013, 16:50 Uhr


Die Zahl der Masernfälle in Deutschland ist sprunghaft gestiegen. In diesem Jahr gab es bisher fast zehn Mal so viele gemeldete Fälle wie im gesamten vergangenen Jahr. Bis zum 1. September waren es 1542 Erkrankungen, meldet die dpa unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium. 2012 gab es insgesamt 165 gemeldete Masernfälle. Besonders viele Menschen erkrankten im Mai und Juni 2013.

Die jährlichen Zahlen schwanken generell stark. 2011 waren es 1608 Fälle, im Jahr zuvor 780. In den Vorjahren bewegten sich die Zahlen jeweils im dreistelligen Bereich. 2006 waren es 2308 Fälle, 2001 – dem Jahr, in dem die Meldepflicht für Masern eingeführt wurde – sogar 6139.

In diesem Jahr wurden Masern-Erkrankungen bisher mit 711 Fällen am häufigsten in Bayern bekannt, gefolgt von Berlin (487) und Nordrhein-Westfalen (122). Kein Fall wurde aus dem Saarland bekannt. 71 Prozent der Patienten waren über zehn Jahre alt, zwei von fünf über 20 Jahre. Fast jeder dritte Patient musste wegen der Masern ins Krankenhaus.

Bei 1312 Fällen gab es Informationen zum Impfstatus. Danach waren 1121 dieser Patienten ohne Impfung. Sie gilt als einzig wirksame Schutzmaßnahme. Für Kinder werden zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln zwischen dem 11. und 23. Lebensmonat empfohlen. Alle nach 1970 geborenen Erwachsenen über 18 Jahre ohne oder mit nur einer Impfung in der Kindheit sollen nach der offiziellen STIKO-Empfehlung eine einmalige Masernimpfung vornehmen lassen.

Nach einer aktuellen repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag des Ministeriums halten 78 Prozent der Bundesbürger eine Masern-Erkrankung bei Erwachsenen für gefährlich. Die offiziellen Empfehlungen für die Masernimpfung kennen jedoch 52 Prozent nicht. Immerhin: In diesem Jahr haben schon weit mehr Menschen von ihnen gehört als noch im Jahr zuvor. Möglicherweise hat hier die 2012 gestartete Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zur Masernimpfung unter dem Motto „Deutschland sucht den Impfpass“ genutzt.

Dennoch: Das Ziel der Europäischen Region der Weltgesundheitsorganisation (WHO/Europa), Masern und Röteln bis 2015 auszurotten, scheint nicht eben leicht zu erreichen. Das räumte heute auch Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in Berlin ein – auch wenn Deutschland dieses Ziel unterstütze. Die hohe Zahl der Maserninfektionen in diesem Jahr mache deutlich, „dass hier noch Handlungsbedarf besteht“, so der Minister. Einer Impfpflicht wünscht sich Bahr nicht. Allerdings sagte er schon im Juli im DAZ-Interview, dass man über eine solche sicher debattieren müsse, wenn die von der WHO empfohlene Impfrate von 95 Prozent nicht bald erreicht werde.

Wie die oben genannten Zahlen zeigen, gibt es auch schon erhebliche Fortschritte im Zurückdrängen der Masern – Routineimpfungen haben schon viel bewirken können. Dennoch bleibe die Elimination dieser Erkrankungen nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen westeuropäischen Ländern eine große Herausforderung, konstatiert auch ein aktueller Beitrag zur Epidemiologie der Masern und Röteln in Deutschland und Europa im Bundesgesundheitsblatt vom September 2013. Es komme immer wieder zu Ausbrüchen mit teilweise lang anhaltenden Transmissionsketten und internationalem Export. 

Auch bei der Barmer GEK ist man angesichts der vielen Masernfälle in diesem Jahr alarmiert. Vorstands-Vize Dr. Rolf-Ulrich Schlenker rät zur Vorsorge: „Die Masernimpfung ist hochwirksame Prävention, Menschen mit einem unklaren oder unzureichenden Impfstatus sollten deshalb schleunigst für eine Auffrischung sorgen.“ Dieser Aufruf richte sich ausdrücklich auch an Personen, die vor 1970 geboren wurden und laut Schutzimpfungs-Richtlinie keinen Anspruch auf eine Masernimpfung als Kassenleistung haben. Schlenker versicherte, dass die Barmer GEK auch für diese Versicherten die Kosten übernehme.


dpa/DAZ.online