Versorgung chronisch Schmerzkranker

Ruf nach nationalem Aktionsprogramm

Berlin - 02.09.2013, 15:10 Uhr


In der vergangenen Woche wurde für die Seltenen Erkrankungen ein nationaler Aktionsplan beschlossen – ein entsprechendes nationales Aktionsprogramm sollte es auch für die geschätzt 13 Millionen chronisch schmerzkranken Menschen geben, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft. Wegen des individuellen Leids und im Hinblick auf die volkswirtschaftlichen Folgen. Die Gesundheitspolitik müsse hier endlich handeln.

„Die Bundesregierung plant gegenwärtig kein Nationales Aktionsprogramm Schmerz“, schreibt Annette Widmann-Mauz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, auf eine Kleine Anfrage der SPD-Fraktion zur Versorgungslage chronisch Schmerzkranker. Die Bundesregierung werde aber weiterhin Initiativen und Forschungsprojekte zur Verbesserung der Schmerztherapie fördern, versichert sie. Die durch chronische Schmerzen entstehenden volkswirtschaftlichen Kosten für Behandlung, Rehabilitation, Medikamente und vorzeitige Verrentungen bzw. Arbeitsunfähigkeit in Deutschland beziffert Widmann-Mauz auf 20,5 bis 29 Milliarden Euro – es gebe aber auch Schätzungen bis zu 38 Milliarden Euro.

Über 30 Seiten erklärt sich Widmann-Mauz zur Versorgungslage in Deutschland. Dabei bestätigen die Antworten der Staatssekretärin aus Sicht der Fachgesellschaft insbesondere eines: Das Thema Schmerz und Schmerztherapie ist in den letzten Jahren zwar mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt und von der Politik dadurch auch stärker beachtet worden – „aber statt eines Flickenteppichs der Einzelmaßnahmen muss jetzt offiziell und mit Nachdruck an einer nationalen Gesamtstrategie gearbeitet werden“, so die Forderung.

Überfällig sei unter anderem ein entschiedener Aufbau der Versorgungsforschung, etwa durch ein Deutsches Schmerzregister bei chronischen Schmerzen. Zudem mangele es bundesweit an Transparenz für Bürger über Strukturen, Qualität und Möglichkeiten der Schmerzversorgung in Deutschland. Nicht zuletzt sollte das Thema endlich als eigenständiger Beratungspunkt einer Gesundheitsministerkonferenz der Länder behandelt werden, findet die Schmerzgesellschaft – und anschließend in einer Bund-Länderarbeitsgruppe umfassend aufgegriffen werden.

„Chronischer Schmerz ist und bleibt ein primäres Volksleiden“, betont auch Bärbel Bas, die die Kleine Anfrage gemeinsam mit weiteren SPD-Abgeordneten eingebracht hatte. Die Versorgung der Schmerzkranken müsse ein zentrales politisches Anliegen der nächsten Bundesregierung werden. Alle Patienten müssten Zugang zu einer Schmerzversorgung nach ihren Bedürfnissen und Leiden bekommen. „Dazu reicht es nicht, halbherzig an den Versorgungsstrukturen herumzuwerkeln wie die aktuelle Bundesregierung. Wir brauchen klare Ziele und eine gesundheitspolitische Strategie.“


Juliane Ziegler


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