Wahlkampf

Apothekenpraktikum beim Kammerpräsidenten

Hamburg - 26.08.2013, 15:37 Uhr


Der Präsident der Hamburger Apothekerkammer, Kai-Peter Siemsen, hatte für letzte Woche Freitag fünf Direktkandidaten seines Wahlkreises zum Kurz-Praktikum in seine Apotheke geladen – drei von ihnen erschienen. In 90 Minuten zeigte Siemsen den Bundestags-Aspiranten auf, womit Apothekerinnen und Apotheker tagtäglich zu tun haben.

Prof. Jochen Hanisch (Die Linke), Dr. Najib Karim (FDP) und Dirk Marx (CDU) waren Siemsens Einladung gefolgt und nutzten die Gelegenheit, sich einen Einblick in den Apothekenalltag zu verschaffen. Alle drei hoffen auf ihren erstmaligen Einzug in den Bundestag. Ihr beruflicher Werdegang hat sie bislang nicht mit dem Gesundheitswesen in Verbindung gebracht.

Siemsen berichtete den Kandidaten von dem Gesprächsaufwand bei wechselnden Rabattverträgen und den Gefahren von Grippe-Impfstoffausschreibungen mit nur einem Gewinner. Zudem demonstrierte er den hohen Vorbereitungs- und Dokumentationsaufwand bei Rezepturen. Nach der eigenhändigen Erfahrung, eine Salbe herzustellen, zeigten sich die Kandidaten vom zeitlichen und bürokratischen Aufwand einer Rezeptur, sowie der Diskrepanz zum gesetzlichen Arbeitspreis, erstaunt.

Danach gefragt, wie die Apotheke in Zukunft aussehen sollte, erklärte CDU-Kandidat Marx, er wünsche sich eine Apotheke, die zumindest das gleiche Leistungsspektrum anbieten kann, wie es heute der Fall ist. Der Liberale Karim erklärte, er wolle sich – nachdem die jetzige Bundesregierung die Strukturen für die Apothekerschaft gestärkt habe – für einen Abbau der Bürokratie einsetzen.

Hanisch sprach sich dafür aus, die Zusammenarbeit mit anderen Heilberufen deutlich zu verbessern – wobei den Apotheken eine zentrale Rolle vor Ort zukommen müsse. Das Gesundheitswesen und damit auch die Apotheken seien Teil einer Daseinsvorsorge, die vom Staat nicht vernachlässigt werden dürfe. Dazu gehöre auch die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes für Medikamente, um Arzneimittel für alle bezahlbar zu machen.

Siemsen bewertete den Besuch am Ende positiv. Er überreichte den Kandidaten zum Abschluss weiteres Informationsmaterial und machte deutlich, „dass es schön wäre, wenn sie sich künftig mehr mit Apothekenthemen beschäftigen würden“. Schließlich müssten die Abgeordneten auch in der nächsten Legislaturperiode über Fragen des Gesundheitswesens abstimmen – egal, ob sie Gesundheitsfachleute sind oder nicht. „Da schadet es nicht, erste Eindrücke einer Apotheke von Innen gesammelt zu haben!“, so Siemsen.

Enttäuscht zeigte sich der Kammerpräsident, dass SPD-Kandidat Johannes Kahrs trotz Zusage nicht in der Apotheke erschienen ist. Die Grüne Kandidatin Katharina Fegebank hatte erst gar nicht auf die Einladung reagiert. „Das zeigt mir, dass die Grünen kein Interesse an Apotheken haben.“


AK Hamburg/DAZ.online