Arzneimittel-Atlas 2013

Zusatznutzen bleibt oft ungenutzt

Berlin - 20.08.2013, 13:20 Uhr


Die forschenden Pharmaunternehmen hadern nach wie vor mit dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz. Noch immer ist die Wahl der zweckmäßigen Vergleichstherapie ein Stein des Anstoßes, ebenso die geballte Macht des GKV-Spitzenverbandes im Verfahrensprozess. Der heute präsentierte Arzneimittel-Atlas 2013 des Berliner IGES Instituts zeigt nun auch noch, dass selbst Innovationen mit bescheinigtem Zusatznutzen nur selten beim Patienten ankommen.

Bereits zum achten Mal hat das IGES im Auftrag des Verbands forschender Pharma-Unternehmen (vfa) den Arzneimittel-Atlas erstellt. Er untersucht nicht nur die Ausgabenentwicklung bei Arzneimitteln. Er spürt auch auf, wo das Geld im Versorgungsgeschehen hinfließt und wo eingespart wird.

Bei der diesjährigen Vorstellung der Studie zog IGES-Leiter Prof. Bertram Häussler zudem eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren früher Nutzenbewertung. Die ernüchternde Feststellung: Auch neue Arzneimittel mit attestiertem Zusatznutzen finden nur schwer in die Versorgung. So könnte der Thrombozytenaggregationshemmer Ticagrelor zwar für mehr als 200.000 Patienten sinnvoll angewendet werden – tatsächlich erhalten gerade mal 9 Prozent von ihnen das Medikament. Auch bei Telaprevir und Boceprevir zur Hepatitis-C-Therapie liege der Grad der der ausgeschöpften Zusatznutzens bei nur 11 Prozent. Den höchsten Wert erreiche Abirateron (Zytiga®) mit einem Ausschöpfungsgrad von 38 Prozent. „Hinter dem G-BA-Beschluss folgt eine weitere Hürde in der Praxis“, konstatiert Häussler. Und diese werde nur selten genommen.

Dies sieht auch vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer mit Sorge. Nicht nur die Hersteller, auch Politik und Patienten würden zunehmend unzufrieden, wenn sich das AMNOG zum „Flaschenhals für Innovationen“ entwickle, durch den Neuerungen erst spät beim Patienten ankommen. Damit die ärztliche Praxis nicht dauerhaft zu einer echten Hürde wird, forderte Fischer, Ärzte gänzlich von Regressen zu befreien. Mit der Einführung der frühen Nutzenbewertung und der darauf basierenden Preisfindung sowie manch anderen Instrumenten, sei bereits genug getan. Ärzte sollten ihre an therapeutischen Fragen orientierte Arbeit machen – und nicht eine, die auf ökonomischen Erwägungen fußt.


Kirsten Sucker-Sket


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