Analyse zum Apothekenbus

Wie soll der Bus funktionieren?

Kröpelin - 19.08.2013, 17:12 Uhr


Der Apothekenbus, mit dem DocMorris-Mitarbeiter seit voriger Woche durch Deutschland fahren, erscheint vielen Beobachtern als neuer Werbegag, der wieder einmal für Aufmerksamkeit sorgen soll. Doch DocMorris beteuert, es gehe um Ideen für die künftige Versorgung strukturschwacher Regionen, und fügt hinzu, dass der Bus nach der geltenden Rechtslage nicht zulässig ist. Darum ist er auch nicht mit Arzneimitteln ausgestattet, sondern eher ein Prototyp – doch der vermittelt durchaus Einblicke in das Konzept.

Der Bus, der derzeit in Kröpelin zu sehen ist, hat einen Präsentationsraum mit Computerarbeitsplätzen, die an HV-Tische in Apotheken erinnern. Dahinter ist eine Sichtwahl aus Pappe angedeutet, die im „echten“ Bus mit Arzneimitteln bestückt werden könnte. Der kritische Betrachter kann sich fragen, wie dort eine Beratung bei Eis, Schnee und Kälte stattfinden soll, aber DocMorris-Kommunikationschef Torben Bonnke hielt dies im Gespräch mit DAZ.online für lösbar.

Neben dem halboffenen Hauptraum gibt es einen Lagerraum, der gekühlt werden kann. Bei der Präsentationstour sind neben dem Werbeteam ein Apotheker und eine PTA anwesend. Bonnke erklärte, im echten Einsatz würde auch ein Apotheker dabei sein, sofern dies dann rechtlich erforderlich sei. Doch zugleich verwies er auf die alternative Beratungsmöglichkeit. Denn der Bus verfügt auch über eine Beratungskabine, in der schon heute eine Videoverbindung zu einer beratenden Apothekerin in den Niederlanden hergestellt werden kann – sofern eine hinreichend gute Internetverbindung besteht. Die Bedeutung einer leistungsfähigen Datenverbindung für das Konzept erklärt auch die Partnerschaft mit der Deutschen Telekom, für die außen am Bus geworben wird.

Wie viele verschiedene Arzneimittel ein „echter“ Bus bereithalten könnte, hänge von der Gestaltung ab, erklärte Bonnke, machte aber deutlich, dass weder das Randsortiment noch Rabattvertragsartikel von vielen verschiedenen Herstellern an Bord sein könnten. Doch es gehe um die Akutversorgung mit Rx- und OTC-Arzneimitteln. Denn für die langfristige Versorgung könnten die Arzneimittel von der Versandapotheke oder von kooperierenden Apotheken aus der Umgebung geliefert werden. Diese Zielrichtung des Busses auf die Akutversorgung erstaunt bei kritischer Betrachtung, denn auch für DocMorris ist klar, dass der Bus an einem Ort nicht dauerhaft präsent sein kann, sondern vielleicht zwei Mal pro Woche. Bei der Auswahl habe Bonnke insbesondere Orte im Blick, in denen Zweigpraxen entstehen, die durch das Versorgungsstrukturgesetz zugelassen wurden. Wenn dort an zwei Tagen in der Woche ein Arzt für einige Stunden praktiziere, könne dann auch zeitweilig ein Apothekenbus bereitstehen, erläuterte Bonnke.


Dr. Thomas Müller-Bohn


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