Sommerfest der Hamburger Apotheker

Viele Themen für den Herbst

Hamburg - 09.08.2013, 11:13 Uhr


Noch ist Sommer, und doch ist schon jetzt von Schwierigkeiten bei der Herstellung der Grippeimpfstoffe für die kommende Saison zu hören. Dieses und etliche weitere Themen für den bevorstehenden berufspolitischen Herbst wurden beim Sommerfest der Hamburger Apotheker am Donnerstag angesprochen.

Dr. Jörn Graue, Vorsitzender des Hamburger Apothekervereins, verwies auf Meldungen, die Reagenzien für die Herstellung der Grippeimpfstoffe seien verspätet eingetroffen, und erinnerte an die Versorgungsprobleme im vorigen Jahr. Damals habe GSK mit einer Sonderproduktion ausgeholfen. Doch diesmal gewann ein anderer weltweit tätiger Konzern die Ausschreibung und solle nun fast die Hälfte Deutschlands mit einem trivalenten Impfstoff versorgen, während der pünktlich bereitgestellte tetravalente Impfstoff von GSK und der nasal zu applizierende Impfstoff von Astra Zeneca aus ökonomischen Gründen nicht berücksichtigt worden seien. Als weiteres Problem im Zusammenhang mit Krankenkassen ging Graue auf Nullretaxationen und die Arbeit von Rezeptprüfstellen ein. Dazu merkte er an, dass der ökonomische Erfolg bei weitem nicht die Kosten der vollständigen Prüfung decke. „Stichproben täten es auch mit gleichem Effekt“, so Graue.

Kai-Peter Siemsen, Präsident der Apothekerkammer Hamburg, betonte in seiner Begrüßung die große Bedeutung der Apotheken angesichts des demografischen Wandels. Für die wohnortnahe Versorgung im Quartier müssten intelligente Strukturen geschaffen werden, doch „die Apotheke ist schon da, und das soll auch so bleiben“, so Siemsen. Sie diene schon heute als erster Ansprechpartner rund um die Gesundheit. Der Zugang zu einer adäquaten Arzneimittelversorgung müsse dauerhaft für alle gewährleistet sein. Dabei müsse das Notwendige zur Verfügung stehen und das Überflüssige oder gar Kontraproduktive vermieden werden. Der Begriff „Polypharmazie“ werde von einigen als Vorwurf gegen die Apotheken gerichtet, aber „wir Apotheker haben das Problem der Polypharmazie schon lange erkannt und patientenfreundliche und gesundheitsfördernde Strategien für die optimierte Versorgung entwickelt“, erklärte Siemsen. Arzneimitteltherapiesicherheit und Medikationsmanagement könnten jederzeit umgesetzt werden. Diese Leistungen müssten aber entsprechend vergütet werden. Doch Siemsen habe den Eindruck, es würden lieber „Unsummen“ für Callcenter ausgegeben als den Fachmann vor Ort zu bemühen. Er frage daher, warum die Angebote der Apotheker nur so zögerlich und vereinzelt angenommen würden.

Zudem betrachte er einige Krankenkassen als bürokratischen Moloch. Siemsen wünsche sich mehr Einfluss patientenorientierter Kassenmitarbeiter in den Unternehmen. Er gewinne zunehmend den Eindruck, es gehe im Gesundheitswesen nicht mehr um Menschen, sondern um Kostenstellen. Daher erklärte Siemsen: „Ich denke, alle Beteiligten im Gesundheitswesen müssen wieder zu einer Partnerschaft zum Wohle der Patienten zurückfinden.“


Dr. Thomas Müller-Bohn


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