Nationale Verzehrsstudie

Bundesinstitut: Supplemente in der Regel unnötig

Berlin - 24.07.2013, 10:32 Uhr


Vitamine und Mineralstoffe zur Nahrungsergänzung sind gefragt – auch in Apotheken. Sie sollen einer Unterversorgung entgegenwirken. Doch sind die Deutschen wirklich so unterversorgt, wie sie denken? Die Nationale Verzehrsstudie II zeigt, dass gerade die Personen, die eine gute Zufuhr an Nährstoffen aufweisen, besonders häufig nach Vitaminen und Mineralstoffen in Tablettenform greifen. Dabei kann es auch zu einer Überversorgung kommen, mahnt nun das Max-Rubner-Institut.

In den Jahren 2005 und 2006 hatte die Vorgängerinstitution des Max-Rubner-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz die repräsentative Nationale Verzehrsstudie II (NVS II) durchgeführt: Im Rahmen dieser Ernährungsstudie wurden 20.000 deutschsprachige Personen im Alter zwischen 14 und 80 Jahren befragt. Nun haben die Wissenschaftler des Bundesforschungsinstituts für Ernährung und Lebensmittel ausgewertet, welche Vitamine und Mineralstoffe eine Stichprobe von mehr als 13.700 Personen als Nahrungsergänzungsmittel oder andere Supplemente verwendet haben und welche Nährstoffmengen dadurch zugeführt wurden. Dann haben sie die Gesamtnährstoffzufuhr an Vitaminen und Mineralstoffen betrachtet, die aus der Nährstoffzufuhr über Lebensmittel und Supplemente resultiert.

Das Ergebnis: Obwohl in Deutschland im Allgemeinen ausreichend Nährstoffe über Lebensmittel aufgenommen werden, greift fast ein Viertel der Bevölkerung zu Supplementen. Und zwar ausgerechnet jene, die bereits durch eine günstige Lebensmittelauswahl eine gute Nährstoffzufuhr haben. Dadurch steige die jeweilige Nährstoffzufuhr erheblich, mahnt das Max-Rubner-Institut. Und zwar bis hin zu einer Überschreitung der von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) angegebenen tolerierbaren Tageshöchstmenge.

Die Auswertung zeigte, dass mehr Frauen als Männer Supplemente einnehmen (30% vs. 19%). Möglicherweise sind es noch mehr Menschen – denn die unregelmäßige oder periodisch erfolgende Einnahme konnte die Studie nicht erfassen. Den geringsten Anteil an Supplement-Nehmern fanden die Wissenschaftler in der Gruppe der 15 bis 18-jährigen Frauen (10%) und den 19 bis 24-jährigen Männern (12%). Am häufigsten griffen hingegen die 65 bis 80-Jährigen zu Vitamin- und Nährstoff-Pillen (Frauen: 46%, Männer: 30%). Sowohl von Männern als auch von Frauen wurden am häufigsten die Vitamine C und E sowie die Mineralstoffe Magnesium und Calcium supplementiert.

Beurteilt wurde die Versorgung auf Basis der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zusammen mit den entsprechenden Fachverbänden in der Schweiz und in Österreich herausgegebenen Referenzwerten (D-A-CH-Referenzwerte). Für Vitamin C, E, Niacin und Folsäure erreichten die Befragten allein durch Supplemente durchschnittlich zwischen 50 und 100 Prozent dieses Referenzwertes. Für die Vitamine B1, B2 und B6 lagen sie sogar über diesem.

Über Lebensmittel und Supplemente zusammen erreichten Supplement-Nehmer im Mittel bei allen untersuchten Nährstoffen (Ausnahme: Jod) die jeweiligen Referenzwerte oder überschritten diese teilweise sogar erheblich. Bei den Vitaminen B1, B2, B6 und C sowie Vitamin B12 (bei Männern) betrug die mittlere Gesamtnährstoffzufuhr etwa das Doppelte des D-A-CH-Referenzwerts und bei Niacin das Dreifache. Die von der EFSA angegebene tolerierbare Tageshöchstmenge wurde laut Max-Rubner-Institut insbesondere überschritten bei Magnesium und Vitamin A (von 16% bzw. 13% der jeweiligen Supplement-Nehmer). Bei Jod sei zu beachten, dass zur Berechnung der Jodzufuhr die Zufuhr über jodiertes Speisesalz bzw. über damit hergestellte Lebensmittel nicht berücksichtigt wurde.


Kirsten Sucker-Sket


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