Forschungsprojekt

TV-Werbung beeinflusst Arzneimittelwirkung

Berlin - 23.07.2013, 13:42 Uhr


Es sind nicht die Wirkstoffe allein – auch die Begleitumstände entscheiden über die Erwartungen an und die Wirkung von Arzneimitteln. Das belegt ein US-amerikanisches Experiment, wie das Wissensmagazin „scinexx“ berichtet. Danach kann TV-Werbung die Wirkung eines Medikaments verstärken.

Allen Probanden wurde laut „scinexx“ zunächst eine kleine Dosis einer Histaminlösung auf den Unterarm appliziert, die eine entzündete Schwellung auslöste. Anschließend wurden sie zu ihrer Einstellung zum Antihistaminikum Claritin® (Loratadin) befragt. Bevor die Probanden dann zur vermeintlichen Erholung und Beobachtung in einen Raum mit Fernsehbildschirm gebracht wurden, sollten sie eine Tablette mit 10 Milligramm dieses Präparats einnehmen.

Der daraufhin abgespielte Film enthielt in gewissen Abständen Werbepausen. Eine Hälfte der Probanden sah dabei unter anderem einen Werbespot für Claritin® – die andere Hälfte einen für das Konkurrenzprodukt Zyrtec®, das unter anderem mit einer schnelleren Wirkung wirbt. Während des Films reizten die Forscher die Hautstelle erneut mit der Histaminlösung – einmal nach 60 und einmal nach 120 Minuten – und maßen die Reaktion. Beim zweiten Test befragten sie die Probanden erneut nach ihrer Meinung über Claritin®.

Während bei den Allergikern keine Einflüsse der Werbung festgestellt wurden, zeigten sich bei den nicht-allergischen Probanden deutliche Unterschiede in der Histamin-Reaktion: Bei denjenigen, die den Claritin®-Werbespot gesehen hatten, wirkte das Mittel signifikant besser. Zwei Stunden nach der Einnahme des Präparats reagierte die Haut weniger stark auf eine erneute Reizung als bei der Gruppe mit dem Konkurrenzspot. Bei der Befragung zeigte sich außerdem, dass sich auch die Erwartung dieser Teilnehmer verändert hatte. Wer den Claritin®-Spot gesehen hatte, glaubte stärker an dessen Wirksamkeit als zuvor.

Nach Meinung der Wissenschaftler stützen die Ergebnisse die Annahme, dass Fernsehwerbung die physiologische Wirkung eines Marken-Arzneimittels beeinflussen kann. Wie genau ist ihnen zwar noch unklar – sie vermuten aber, dass positive Erwartungen verstärkt werden und dies, ähnlich wie beim Placeboeffekt, die physiologische Reaktion positiv beeinflusst. Dass Einflüsse bei Allergikern nicht festgestellt wurden, liegt den Forschern zufolge vermutlich daran, dass diese sich meist schon stärker mit dem Thema befasst haben und daher weniger stark beeinflussbar sind.


Juliane Ziegler


Das könnte Sie auch interessieren

Fast jeder sechste Allergiker hat ganzjährig Symptome

Kein Aufatmen im Herbst und Winter

APOkix: Die Stimmung ist fast so schlecht wie nach dem EuGH-Urteil von 2016 / Frage des Monats zum Klimawandel

Der Blick in die Zukunft wird immer pessimistischer

Orale Immuntherapie schenkt Erdnuss-Allergikern Hoffnung auf ein Leben ohne Angst

Kann Spuren von Nüssen enthalten ...

APOkix: Die Stimmung bleibt im Sommerhoch / Mehr als jede zweite Apotheke würde gegen COVID-19 impfen

Die Reiseapotheke macht Corona-Pause