GKV gegen Apotheken

Diefenbach: Unverschämter Meinungskatalog

Berlin - 02.07.2013, 10:21 Uhr


Gestern hat sich der GKV-Spitzenverband mit einem Positionspapier zur Bundestagswahl für nachhaltige Veränderungen der Apothekenlandschaft ausgesprochen. Das Mehr- und Fremdbesitzverbot soll fallen. Das ärgert den stellvertretenden Vorsitzenden des Hessischen Apothekerverbandes, Dr. Hans Rudolf Diefenbach - und auch, dass die ABDA bislang darauf nicht reagiert hat.

„Auf der ABDA-Mitgliederversammlung letzte Woche hat Präsident Friedemann Schmidt angekündigt, dass wir als Stand mit klaren Auffassungen und Vorstellungen an die Öffentlichkeit, also auch Medien, Politik und Verbände herantreten werden, um unsere Identität und Unverzichtbarkeit im Gesundheitswesen zu präsentieren“, so Diefenbach. Und jetzt präsentiere der GKV-Spitzenverband einen „unverschämten Meinungskatalog“. Mit diesen Positionen vergreife sich der Kassenverband in der Sache und der Argumentation derart, „dass von Partnerschaft keine Rede mehr sein kann“. 

Es sei einfach falsch, dass - wie vom GKV-Spitzenverband behauptet - Versandapotheken behindert würden: „Seit Jahren arbeiten diese zum Teil mit mehr Freiheiten als die Einzelapotheke“, so Diefenbach zu DAZ.online. Wer das Fremd- und Mehrbesitzverbot abschaffen wolle, müsse sich über die Folgen im Klaren sein. 145.000 Mitarbeiter arbeiteten in deutschen Apotheken. „Dass Fremd- und Mehrbesitz Arbeitsplätze kosten wird, erleben wir doch gerade in vielen Krankenhäusern. Hier werden mal locker zehn und mehr Prozent Mitarbeiter wegrationalisiert oder zu Fensterputzertarifen umgruppiert“, so Diefenbach.

Die geforderte Honorardeckelung sei eine „weitere Dreistigkeit“, so Diefenbach. „Wer hat denn seit 2004 keine Erhöhungen mehr bekommen: Die Pharmazeuten oder die Funktionsträger in den Chefetagen?“ Der „Apothekenschutzschild" müsse natürlich hochgehalten werden, so Diefenbach, weil Arzneimittel ein Produkt besonderer Art seien: „Wer macht denn die Dienste? Wer macht die Rezepturen? Wer deckt Tausende von Sachverhalten pro Jahr auf, die an die AMK gehen? Wer findet täglich Tausende von medikamentösen Ungereimtheiten auf Verordnungen?“ Selbst wenn viel Wahlkampfgetöse in diesem GKV-Pamphlet stecke: „Es zeigt, dass wir nicht als Partner, sondern mehr als Vasallen der GKV gesehen werden. Dies sollten wir als nicht akzeptabel den politischen Parteien mitteilen. Wir machen eine Arbeit, die gar kein anderer erfüllen könnte."


Lothar Klein


Das könnte Sie auch interessieren

HAV-Vize wertet Defektlisten von 430 Apotheken aus

„Hitparade“ der Lieferengpässe

Offenbacher Apotheker sammelt wieder Defektlisten und Hochpreiser-Probleme

Diefenbach will Fakten liefern

Diefenbach ruft nach Bahr, Stackelberg fordert flexible Apotheker

Nächste Runde für die Substitutionsausschlussliste

apotheker zur Mithilfe aufgerufen

Diefenbach will 400 Defektlisten präsentieren

GKV-Positionspapier zur Arzneimittelversorgung sorgt für Aufregung

Den Kontakt zur Realität verloren