Schmerzmittel beim Ausdauersport

„Marathon-Studie“: Analgetika nicht prophylaktisch nehmen

21.06.2013, 11:29 Uhr


Bisher wenig beachtet wurde im Breitensport der prophylaktische Analgetikagebrauch bei Langstreckenläufern. Beim Bonn-Marathon 2010 beispielsweise hatte jeder zweite Teilnehmer einer Umfrage, das heißt fast 2000 Läufer, vor dem Lauf rezeptfreie Schmerzmittel eingenommen! Die meisten waren sich der potenziellen gesundheitlichen Gefahren nicht bewusst.

Nicht selten kommt es bei Ausdauersport, insbesondere beim Laufen, zu Muskelverletzungen oder Überbeanspruchungen von Gelenken und Bändern. Die Betroffenen greifen dann häufig zu Einreibungen mit rezeptfreien analgetischen und antiinflammatorischen Wirkstoffen wie Diclofenac, Ibuprofen oder Indometacin oder zu oralen Analgetika. Zunehmend ist jedoch zu beobachten, dass Freizeitsportler, die an Langstrecken-Laufwettbewerben teilnehmen, derartige Wirkstoffe auch vorbeugend einnehmen.

Ziel einer prospektiven, nicht-interventionellen Kohortenstudie war es, mit einer Online-Befragung beim Bonn-Marathon 2010 den Analgetikagebrauch der Teilnehmer zu erfassen. Es sollten außerdem Zusammenhänge zwischen Dosis und gegebenenfalls aufgetretenen unerwünschten Wirkungen untersucht werden. Die Befragten wurden gebeten, neben Daten wie Alter und Lauferfahrung auch Nebenwirkungen, Klinikaufenthalte nach dem Wettkampf oder Laufabbrüche anzugeben. 4268 der 7048 Athleten, die am Marathon bzw. Halbmarathon teilgenommen hatten, sandten den Fragebogen zurück, 3913 wurden in die Analyse einbezogen. Es konnte gezeigt werden, dass die Zahl von Nebenwirkungen signifikant und dosisabhängig zunimmt, wenn vor einem Marathon oder Halbmarathon Analgetika angewendet wurden.

In der Analgetikagruppe zeigte sich eine signifikant höhere Nebenwirkungs-Inzidenz als in der Kontrollgruppe. Mit der Einnahme von Analgetika wollten die Athleten auch einem vorzeitigen Laufabbruch vorbeugen. Signifikante Unterschiede zwischen den Gesamt-Abbruchraten gab es nicht, allerdings war die Abbruchrate aufgrund von gastrointestinalen Nebenwirkungen in der Analgetikagruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Zu Gelenk- und Muskelschmerzen nach dem Lauf kam es ebenfalls signifikant häufiger in der Analgetika- als in der Kontrollkohorte. Die Wirkstoff-bezogene Nebenwirkungsinzidenz war unter Acetylsalicylsäure am höchsten, gefolgt von Ibuprofen und Diclofenac, sowohl unter niedriger als auch unter hoher Dosis. Unter den hohen Dosen berichteten 10% der Diclofenac-User, 52% der Ibuprofen-User und 87% der ASS-User über Nebenwirkungen. Damit konnte der von den Läufern erhoffte Benefit der Analgetikaeinnahme nicht gezeigt werden.

Ausführliche Informationen zur "Marathon-Studie" sowie Beratungstipps für aktive Sportler finden Sie in der aktuellen DAZ 2013, Nr. 25 im Beitrag "Schmerzmittel beim Ausdauersport: „Marathon-Studie“ unterstreicht Bedeutung aktiver Beratung".


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