TK-Gesundheitsreport 2013

Schwierige Arbeitsverhältnisse machen krank

Berlin - 04.06.2013, 14:43 Uhr


Ein großes Arbeitspensum, ständige Erreichbarkeit und Überstunden sind nicht allein verantwortlich für Stress – auch die Arbeitsverhältnisse selbst führen zur Belastung bei Berufstätigen. Das geht aus dem aktuellen TK-Gesundheitsreport hervor. Danach leiden vor allem diejenigen unter psychischen Belastungen, die befristet, in Teilzeit oder in Leiharbeit beschäftigt sind.

Grundsätzlich war der Krankenstand der TK-Versicherten im Jahr 2012 nahezu gleich wie im Jahr zuvor. Erwerbspersonen waren in beiden Jahren durchschnittlich 1,06 Mal arbeitsunfähig gemeldet – Frauen (1,18 Fälle) etwas häufiger als Männer (0,96 Fälle). Das führte zu durchschnittlich 14,17 Fehltagen, was einem Krankenstand von 3,88 Prozent entspricht (2011: 3,83 %). Der leichte Anstieg der Fehlzeiten resultiert dabei weitgehend aus einer Zunahme der Krankschreibungsdauer: Eine einzelne Krankschreibung dauerte 2012 mit durchschnittlich 13,3 AU-Tagen knapp 0,2 Tage länger als 2011.

Der Bericht weist darauf hin, dass nicht allein Stress bei der Arbeit zu psychischen Problemen führen kann. Vor allem die Lebenssituation der Beschäftigten sei es, die belaste, erklärt der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas. So gab es laut Report durchschnittlich 0,97 AU-Fälle bei den beschäftigten Männern und 1,2 bei den Frauen. Bei Leiharbeitern stieg dieser Wert auf durchschnittlich 1,3 AU-Fälle bei den Männern und 1,55 bei den Frauen. Bei Teilzeitbeschäftigungen zeigte sich, dass die Männer mit 11,1 AU-Tagen insgesamt zwar weniger krankgeschrieben waren als Vollzeitangestellte mit 11,8 Tagen. Allerdings waren sie mit durchschnittlich 1,9 Fehltagen pro Kopf deutlich mehr von psychischen Diagnosen betroffen als Vollzeitbeschäftigte (1,4 Tage).

Diesen Trend bestätigten auch die Arzneimittelverordnungen: Männer in Teilzeit erhielten zwar zehn Prozent weniger Medikamente verschrieben, das Antidepressiva-Volumen lag aber 53 Prozent über dem der Vollzeitbeschäftigten. Insgesamt wurden den Erwerbspersonen in der TK im letzten Jahr 18,5 Millionen Arzneimittelpackungen verordnet. Mehr als zwei Drittel (70,1 %) erhielt 2012 zumindest ein Arzneimittel zulasten der Kasse. Im Vergleich zum Vorjahr (70,4 %) ist dieser Anteil also nur geringfügig gesunken – insbesondere wegen einer rückläufigen Verordnungsmenge von Allgemeinmedizinern und Frauenärzten.

Der TK-Gesundheitsreport analysiert jährlich die Krankschreibungen und Arzneimitteldaten der derzeit 3,91 Millionen bei der TK versicherten Erwerbspersonen (sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Empfänger von Arbeitslosengeld I). Seit Ende 2011 haben die Sozialversicherungen aufgrund eines neuen Schlüsselverzeichnisses der Arbeitsagentur auch detailliertere Angaben zum Beschäftigungsverhältnis der Versicherten, weshalb für 2012 erstmals auch Angaben unter anderem zur gesundheitlichen Situation von Teilzeitbeschäftigten möglich waren.


Juliane Ziegler