Physiologie

Die Sonne als Blutdrucksenker

26.05.2013, 07:00 Uhr


Sonnenlicht ist lebenswichtig, kann aber auch tödlich sein. Zu den Wohltaten einer vernünftigen Sonnenexposition gehört eine geringfügige Senkung des Blutdrucks.

Der Dermatologe Richard Weller von der Universität Edinburgh in Schottland hat auf dem Kongress "International Investigative Dermatology" am 9. Mai in Edinburgh über folgenden Versuch berichtet: Seine Mitarbeiter bestrahlten 24 Probanden 20 Minuten lang mit künstlichem, UV-A-haltigem Licht, wodurch deren Blutdruck im Durchschnitt um 4 mmHg sank und sich erst nach einer Stunde wieder zu normalisieren begann. In einem weiteren Test bestrahlten sie dieselben Probanden mit UV-A-freiem Licht und stellten fest, dass der Blutdruck der Probanden während der Bestrahlung unverändert geblieben war. Daraus schließen sie, dass das UV-A-Licht blutdrucksenkend wirkt.

Als Wirkungsmechanismus postulieren die Forscher, dass die vergleichsweise tief in die Haut eindringenden UV-A-Strahlen das dort gespeicherte Nitrat in Stickstoffmonoxid (NO) und Sauerstoff spalten. Der Nachweis der gesteigerten NO-Produktion gelang ihnen indirekt durch die Messung des NO2-Gehalts im Blut. NO entspannt die glatte Muskulatur der Blutgefäße und ist das Wirkprinzip sowohl von bestimmten Antihypertonika als auch von synthetischen Potenzmitteln (PDE5-Hemmer); es wirkt sofort und wird dabei zu NO2 oxidiert.

Da UV-A-Strahlen auch im Spektrum des Sonnenlichtes enthalten sind, halten die Forscher die mithilfe von künstlichem Licht erhaltenen Ergebnisse für übertragbar. Die wohltuende, gesundheitsfördernde Wirkung von Sonnenlicht wurde bisher vor allem der körpereigenen Synthese von Vitamin D zugeschrieben. Weller warnte davor, aus Angst vor Hautkrebs das Sonnenlicht zu meiden; denn mit der Einnahme von Vitamin D könne man den Mangel an Sonnenlicht nur zum Teil kompensieren; die Blutdrucksenkung sei ebenfalls wichtig.

Quelle: Sunshine could benefit health. The University of Edinburgh, News, 07. 05. 2013.


Dr. Wolfgang Caesar


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