Plasmin-Analogon

Ocriplasmin zur Behandlung der vitreomakulären Traktion

16.05.2013, 09:15 Uhr


Ocriplasmin (Jetrea®) wird zur Behandlung der vitreomakulären Traktion bei Erwachsenen angewendet, auch im Zusammenhang mit einem Makulaloch kleiner oder gleich 400 Mikrometer Durchmesser.

Die vitreomakuläre Traktion ist eine altersbedingte fortschreitende Erkrankung, die das Sehvermögen bedroht. Zu der Erkrankung kommt es, weil sich bei vielen Menschen über 50 Jahren im Verlauf des Alterungsprozesses der Glaskörper von der Retina ablöst. Geschieht dies nur teilweise und bleiben Proteinverbindungen durch Kollagenfibrillen an der vitreoretinalen Grenzschicht weiterhin bestehen, kann dies durch den punktuellen Zug erst zu einer Verformung und dann zum Zerreißen der Retina führen. Besonders ausgeprägt sind diese Verankerungen in der Makula, dem Bereich des schärfsten Sehens. Als Folge entstehen auch Löcher in der Makula. Dadurch kommt es zu Sehstörungen, wie optischen Verzerrungen, verringerter Sehschärfe bis hin zu einer vollständigen Erblindung. In Europa sind schätzungsweise 250.000 bis 300.000 Patienten von einer solchen Entwicklung betroffen.

Ocriplasmin ist die bisher einzige medikamentöse Therapieoption zur Behandlung dieser Erkrankung. Bisher konnte der pathophysiologische Vorgang nur in einem späten Stadium der Erkrankung chirurgisch behandelt werden. Dabei wird der Glaskörper entfernt (Vitrektomie) und die Retina wiederhergestellt.

Ocriplasmin (Jetrea®) ist eine verkürzte Form des humanen Plasmins. Das proteolytische Enzym kann Strukturen (Fibronektin, Laminin und Kollagen Typ IV) abbauen, welche die Kollagenfasern des Glaskörpers an der Retina befestigen.

Ocriplasmin wird einmalig intravitreal injiziert. Im Glaskörper wirkt Ocriplasmin enzymatisch und spaltet die Proteine auf, über die der Glaskörper an der Retina befestigt ist und die einen übermäßigen Zug zwischen Glaskörper und Makula verursachen. Gleichzeitig wird der Inhalt des Glaskörpers verflüssigt, so dass dieser sich leichter von der Makula lösen kann. Beide Faktoren führen dazu, dass sich die Spannung auf die Makula verrringert und ein bereits vorhandenes Loch in der Makula wieder schließen kann.

Die Zulassung von Ocriplasmin beruht auf den Ergebnissen zweier klinischer Phase-III-Studien, in denen die Sicherheit und Wirksamkeit einer einmaligen Verabreichung an 652 Patienten mit einer vitreomakulären Traktion beurteilt wurde. In beiden Studien konnte Ocriplasmin die Auflösung einer vitreomakulären Traktion und das Schließen von Makulalöchern im Vergleich zum Placebo nach 28 Tagen nachweislich unterstützen.

Die häufigsten Nebenwirkungen in den klinischen Studien waren Mouches volantes oder Glaskörpertrübungen, Photopsie oder Augenblitze, Bindehautblutungen, injektionsbedingte Augenschmerzen, verschwommenes Sehen, verringerte Sehschärfe sowie Netzhautödeme. Diese wurden in der Regel als leicht bis mäßig angesehen und konnten ohne Komplikationen behandelt werden.

Ausführlich stellen wir Ihnen das neue Ocriplasmin in der aktuellen DAZ 2013, Nr. 20, S. 28 bis 30 („Ocriplasmin zur Behandlung der vitreomakulären Traktion: Plasmin-Analogon zur intravitrealen Injektion“) vor.

Quelle: Stalmans, P., et al.: N. Engl. J. Med. 2012;367:606-615.


Dr. Bettina Hellwig