Rabattschlacht belastet Ergebnis

Celesio dementiert Standortschließungen

Berlin - 14.05.2013, 10:41 Uhr


Überschattet von Spekulationen über beabsichtigte Schließungen von Niederlassungen hat der Stuttgarter Pharmahändler Celesio seine aktuellen Quartalszahlen zwei Tage vor der Aktionärsversammlung präsentiert. Danach hat Celesio über seine Großhandelstochter Gehe im Auftaktquartal 2013 die verschärfte Rabattschlacht auf dem Apothekenmarkt zu spüren bekommen. Umsatz und Ergebnis sanken um fünf beziehungsweise knapp zehn Prozent.

Außerdem machten sich bei Celesio staatliche Eingriffe im britischen und französischen Markt sowie der Wegfall eines Großkunden in Brasilien schmerzlich bemerkbar. „Das erste Quartal lag erwartungsgemäß unter dem Vorjahr", teilte Unternehmenschef Markus Pinger in einem Brief an die Aktionäre mit. „Wir rechnen mit einem stärkeren zweiten Halbjahr."

Begleitet wird die Präsentation der Quartalszahlen von Spekulationen um beabsichtigte Schließungen von Niederlassungen bei der Großhandelstochter Gehe. Die FAZ berichtete von fünf bis sechs Standorten, die angeblich zur Disposition stehen sollen. Ein Celesio-Sprecher erklärte gegenüber DAZ.online: „Es sind noch keine Beschlüsse gefallen, Niederlassungen zu schließen.“

In einer Telefonkonferenz bekräftigte Celesio-Chef Markus Pinger diese Aussage und fügte hinzu, er kenne auch keine Vorlagen oder angeblich kursierende Listen mit den Namen konkreter Niederlassungen, die auf dem Prüfstand stehen sollen. Danach sollen drei ostdeutsche, zwei südwestdeutsche und ein norddeutscher Standort zur Disposition stehen. Aus der Celesio-Belegschaft war zu hören, dass unternehmensintern bereits versichert worden sei, dass es in diesem Jahr keine Standortschließungen geben wird.

Allerdings gibt es bei Celesio offenbar Planspiele, im Zusammenhang mit der Neuausrichtung des Serviceangebotes bei der Großhandelstochter Gehe auch eine Optimierung der Niederlassungen vorzunehmen. Dabei seien in zwei bis drei Jahren auch Standortaufgaben nicht völlig auszuschließen.  

Den Ausblick für das Gesamtjahr 2013 bestätigten die Stuttgarter. Demnach rechnet Celesio mit einem bereinigten Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) zwischen 580 und 610 Millionen Euro. 2012 hatte es 579,6 Millionen Euro betragen. Allerdings warnte Celesio gleichzeitig auch vor Risiken. 2013 stelle der Rabattwettbewerb in Deutschland die größte Herausforderung für die Celesio-Tochter Gehe dar, die deshalb ein deutlich rückläufiges Ergebnis erwartet. Spekulationen, Gehe schreibe bereits rote Zahlen, wies Celesio energisch zurück. „Wir haben noch Geld verdient“, sagte Pinger.

Allerdings teilte Celesio mit, dass Gehe abhängig von der weiteren Entwicklung sogar die Ertragsprognose beeinflussen könne. Laut Pinger liegt Gehe im Ergebnis wegen der Rabattschlacht im Großhandel „mit einem zweistelligen Millionenbetrag unter Plan“. Laut Pinger liegt der Marktanteil von Gehe stabil bei 16,2 Prozent. Es gebe Anzeichen, „dass sich der Rabattwettbewerb in Deutschland wieder abschwäche", zeigte sich Pinger optimistisch.

Im ersten Quartal ging der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um 9,4 Prozent auf 126,6 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich schrieb Celesio nach Minderheiten mit 39,2 Millionen Euro wieder einen Gewinn - im Vorjahr gab es noch aufgrund von Abschreibungen auf eine Tochtergesellschaft einen Verlust von 5,4 Millionen Euro. Der Umsatz schrumpfte um fünf Prozent auf 5,36 Milliarden Euro. Ende März beschäftigte die mehrheitlich zum Mischkonzern Haniel gehörende Gesellschaft 38.650 Mitarbeiter.

„Mit der Neuausrichtung von Celesio machen wir sehr gute Fortschritte“, schrieb Pinger ungeachtet der aktuellen Risiken an seine Aktionäre. Der ehemalige Beiersdorf-Manager will aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen den Konzern zurück zum Kerngeschäft führen - dem Großhandel mit Arznei und der direkten Verbindung zu Apotheken. Die Neuausrichtung will Pinger mit einem neuen Apothekenkonzept vorantreiben.

Zurzeit wird getestet, ob die britische Apothekenmarke Lloyds Pharmacy auch auf dem deutschen Markt als Kooperationsangebot nicht nur an die DocMorris-Apotheker eingeführt werden soll. Im zweiten Halbjahr könne es eine erste Lloyds-Test-Apotheke in Deutschland geben, so Pinger. Mit der geänderten Strategie hatte sich Celesio im vergangenen Jahr unter Inkaufnahme von Abschreibungsverlusten von den Töchtern Movianto, Pharmexx sowie DocMorris getrennt.


Lothar Klein