Multiple Sklerose

EPO soll Nervenzellen schützen

Heidelberg - 13.05.2013, 10:58 Uhr


Das Hormon Erythropoetin (EPO) kann bei einer Entzündung des Sehnervs - einem frühen Stadium der multiplen Sklerose - das Absterben von Nervenzellen verhindern. Das neue Behandlungskonzept soll in einer Patientenstudie der Universitätskliniken Heidelberg und Freiburg überprüft werden.

Erste Patienten werden ab Oktober 2013 eingeschlossen. An der Studie beteiligen sich zwölf deutsche Universitätskliniken. Eingeschlossen werden insgesamt 100 Patienten, die erstmals unter einer Sehnerv-Entzündung leiden und bei denen bisher keine anderen Symptome einer MS aufgetreten sind. Sie erhalten zusätzlich zur Standardtherapie mit Cortison entweder Erythropoetin oder Placebo.

Das Wachstumshormon EPO stimuliert die Bildung der Erythrozyten, kann nach neuen Erkenntnissen aber auch die Widerstandskraft von Nervenzellen gegenüber schädigenden Reizen stärken. So verbesserte es im Tierversuch das Überleben der Zellen in Netzhaut und Sehnerv während einer Entzündung. Schaffen es die Nervenzellen auf diese Weise, den Angriff des Immunsystems zu überstehen, können sich Netzhaut und Sehnerv nach Abklingen der Entzündung erholen.

Eine Pilotstudie mit 40 MS-Patienten, die 2012 in den Annals of Neurology veröffentlicht wurde, zeigte: Bei Patienten, die zusätzlich zur Standardtherapie mit Cortison drei Tage lang EPO erhielten, starben deutlich weniger Nervenzellen ab als bei der Kontrollgruppe mit alleiniger Cortison-Behandlung. Nervenfasern in Netzhaut und Sehnerv degenerierten unter dem Einfluss von Erythropoetin kaum, optische Reize aus dem Auge wurden besser ans Gehirn weitergeleitet. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf.

Bestätigen sich diese Ergebnisse, gäbe es erstmals einen Therapieansatz, der Nervengewebe vor den Angriffen des Immunsystems und den Entzündungsreaktionen bei der Autoimmunerkrankung multiple Sklerose (MS) schützt. Damit könnten dauerhafte Schäden am Nervengewebe zumindest hinausgezögert und gemildert werden.

Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Heidelberg, 6. Mai 2013.


Dr. Bettina Hellwig