Anhörung im Gesundheitsausschuss

Crystal bekämpfen und Cannabis straffrei machen?

Berlin - 18.04.2013, 10:03 Uhr


Der richtige Umgang mit Cannabis, Crystal Meth und sogenannten Legal Highs beschäftigte den Ausschuss für Gesundheit am Mittwochnachmittag. Während die Grünen in einem Antrag dafür plädieren, den Eigengebrauch von Cannabis wirksam zu entkriminalisieren, fordert die SPD, schärfer gegen synthetische Drogen vorzugehen.

Laut dem Einzelsachverständigen Lutz Preisler stellten die Fahnder im deutsch-tschechischen Grenzgebiet im vergangenen Jahr in über 3.000 Fällen mehr als 75 Kilo Methamphetamine sicher – eine Steigerung um mehr als 80 Prozent. Das starke Aufkommen von Crystal Meth beschränke sich allerdings nicht mehr nur auf die Grenzregion, heißt es in einer Mitteilung des Bundestages. Es gebe vermehrt auch Konsumenten in anderen Bundesländern. Zudem stellten auch immer mehr Fahnder an Flughäfen Crystal aus dem Iran, Mexiko und Westafrika sicher.

Gesetzgeberischen Handlungsbedarf sieht Preisler im Zusammenhang mit synthetischen Drogen daher einerseits bei der Beschränkung der Grundstoffe: Crystal Meth werde aus freiverkäuflichen Medikamenten hergestellt, erklärte er. Seit Tschechien den Kauf der Stoffe eingeschränkt habe, verlagere sich der Kauf nun nach Deutschland und Polen. Weiterhin sollte seiner Meinung nach die Zusammenarbeit mit Fahndern anderer Länder weiter vereinfacht werden, beispielsweise hinsichtlich der gegenseitigen Anerkennung von Entscheidungen.

Staatsanwalt Jörn Patzak äußerte sich zum Themenkomplex Cannabis und erklärte, es gebe heute nicht mehr das Marihuana von vor 20 Jahren. Die Pflanzen seien inzwischen so hochgezüchtet, dass aus ihnen sehr viel wirkungsvollere Drogen produziert werden könnten. Die Hersteller bräuchten daher Geld und müssten die Produkte weiterverkaufen. Anders als die Grünen es in ihrem Antrag darstellten, baue kaum jemand Cannabis nur zum Eigenbedarf an. Professor Rainer Thomasius vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf warnte vor regelmäßigem Cannabis-Konsum: Die Gesundheitsrisiken seien hoch – insbesondere für Menschen, die sehr jung damit anfingen.


DAZ.online


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