DAK-Betrugszahlen

Ärzte: Realität anders als Kassen vorgeben

Berlin - 18.04.2013, 15:57 Uhr


Die Ärzte sehen sich bestätigt: Den Zahlen der DAK zufolge wurden im Jahr 2012 zwölf Prozent der Abrechnungsbetrugsfälle durch Ärzte begangen. Im Hinblick auf die Schaffung einer gesetzlichen Regelung gegen Korruption im Gesundheitswesen sei es daher „vollkommen überzogen“, von einem dringenden Handlungsbedarf zu sprechen, konstatiert Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des NAV-Virchow-Bundes.

Die Hamburger Krankenkasse konnte sich eigenen Angaben zufolge 1,6 Millionen Euro zurückholen – davon 130.000 Euro von Ärzten. Das zeige den „tatsächlich geringen Umfang des Problems“, heißt es seitens des NAV-Virchow-Bunds. Obwohl es sicherlich „hier und da“ schwarze Schafe gebe, sei Fehlverhalten bei Ärzten „äußerst selten“. Und auch der Ermittlungsaufwand, den die Kassen betreiben, ist aus Sicht des Verbands nicht gerechtfertigt. „Hier wird mit Kanonen auf Spatzen geschossen und künstlich Druck aufgebaut“, meint Heinrich.

Die Zahlen der DAK betreffen die Fälle, die vom geltenden Recht bereits erfasst werden. Hinsichtlich der aktuellen Forderungen nach einer neuen gesetzlichen Regelung gegen Korruption im Gesundheitswesen fordert Heinrich von allen Beteiligten mehr Verhältnismäßigkeit – und vor allem die Einbeziehung der Krankenkassen. Derzeit gebe es nämlich keine ausreichend wirkungsvollen Kontrollinstrumente gegen den Machtmissbrauch bei Krankenkassen. „Wenn, wie im Fall der DAK, zehnköpfige Ermittlungsteams mit den Beitragsgeldern der Versicherten finanziert werden und die Ergebnisse derart dürftig ausfallen, sollte das die zuständige Aufsichtsbehörde aufhorchen lassen.“

Der Bundesvorsitzende des NAV-Virchow-Bundes kritisiert zudem die in den letzten Wochen gehäufte „Berichterstattung über angebliche Ärzte-Korruption“ – diese sei „allein auf die Inszenierung durch die Krankenkassen zurückzuführen“. In der vergangenen Woche hatte AOK-Vorstand Jürgen Graalmann Schwerpunktstaatsanwaltschaften gegen Korruption bei Ärzten gefordert: Diese Forderung sei populistisch und habe nur zum Ziel, die Atmosphäre zwischen Patienten und Ärzten zu vergiften, so Heinrich.

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Juliane Ziegler