Welt-Tuberkulose-Tag

Mehr Resistenzen – aber auch neue Medikamente

Berlin - 24.03.2013, 07:30 Uhr


Ein Drittel der Weltbevölkerung ist latent mit Tuberkulose infiziert und die Resistenzbildung weitet sich aus. Der Kampf gegen multiresistente Tuberkulose muss daher dringend intensiviert werden, fordert Ärzte ohne Grenzen anlässlich des heutigen Welt-Tuberkulose-Tages. Großen Bedarf sieht auch der Verband forschender Pharmaunternehmen. Die Pharmaforschung zeige aber auch Erfolge.

Derzeit betreut ÄoG eigenen Angaben zufolge weltweit so viele Menschen mit multiresistenter Tuberkulose (MDR-TB) wie nie zuvor. Eine Resistenz wird dabei nicht nur bei erfolglos gegen TB behandelten Patienten festgestellt, sondern auch bei neu diagnostizierten Personen. Ein Zeichen dafür, dass MDR-TB selbst übertragen wird, betont die Organisation. Ohne Behandlung verlaufe MDR-TB tödlich – doch auch die derzeitige Behandlung bedeute für die Patienten zwei Jahre voller Nebenwirkungen (Psychosen, Taubheit, Übelkeit) und nur die Hälfte der Patienten werde geheilt.

Doch mit Bedaquilin und Delamanid gibt es nun zwei ganz neue Medikamente zur Behandlung der MDR-TB, betont der vfa. Für beide wurde bereits die EU-Zulassung beantragt – Bedaquilin ist seit kurzem sogar in den USA zugelassen. Auch Moxifloxacin, das bisher unter anderem zur Behandlung ambulant erworbener Pneumonien zugelassen ist, befindet sich derzeit in Phase III der klinischen Prüfung und könnte im Jahr 2014 eine Zulassungserweiterung zur Behandlung von Tuberkulose erhalten. Darüber hinaus sind weitere TB-Medikamente in klinischer Erprobung oder im Laborstadium.

Mit Forschung im Bereich der Tuberkulose lässt sich kein Geld machen. Einige Pharmafirmen kooperieren daher mit Organisationen wie der TB Alliance, wie Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer Forschung/Entwicklung/Innovation beim vfa, im Rahmen eines Pressegesprächs erklärte. Die nicht-kommerzielle Organisation wird von Stiftungen und Regierungen finanziert. „Wir haben die Chance, in den nächsten Jahren umwälzend bessere Therapiemöglichkeiten herauszubringen“, betonte David Greeley von der TB Alliance. Aber ohne neues finanzielles Engagement werde man die aussichtsreichen Projekte nicht über die Ziellinie bekommen. Er hofft daher, dass Deutschland sich künftig wieder wesentlich am Kampf gegen TB beteiligen wird.

Hauptziel im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer TB-Therapien sollte aus Sicht von Throm und Greeley neben Wirksamkeit und Verträglichkeit der Medikamente vor allem die Verkürzung und Vereinfachung der Behandlungszeit sein. Denn wenn die Symptome nach wenigen Tagen nachlassen, sei es für Patienten schwer zu verstehen, weshalb die Medikamente weitere Monate oder gar Jahre konsequent eingenommen und mit den teilweise quälenden Nebenwirkungen gelebt werden sollte. Die Vision der TB Alliance ist es daher, die Behandlungszeit neuer TB-Medikamente von derzeit sechs bis 30 Monaten auf sieben bis zehn Tage zu reduzieren.

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Juliane Ziegler


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