BPI-Positionen zum Wahljahr 2013

Den Kassen das Stimmrecht entziehen

Berlin - 21.03.2013, 16:43 Uhr


Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) positioniert sich bereits für die im September anstehende Bundestagswahl. Dazu stellt er Forderungen auf, die aus seiner Sicht nötig sind, um die hochwertige Versorgung mit Arzneimitteln sicherzustellen. Unter anderem fordert der BPI ein „Ende der Schnäppchenjagd im Generikamarkt“.

Dr. Bernd Wegener, Vorstandsvorsitzender des BPI, mahnte heute anlässlich des BPI-Unternehmertags in Berlin: „In vielen Bereichen haben wir mittlerweile Bedingungen, die es in Deutschland unmöglich machen zu produzieren“. So sei die Versorgung mit Generika zu einer „großen Schnäppchenjagd verkommen“. Es gehe nur noch darum, wer den größten Rabatt bieten könne. Die Folgen sind bekannt: Der Trend geht von der Oligopolisierung zur Monopolisierung. Unternehmen werden zudem abhängig von ausländischen Bezugsquellen – bei einigen Wirkstoffen ist dies längst der Fall. Zunehmend kommt es zu Lieferschwierigkeiten.

Aber auch im Bereich der innovativen Arzneimittel sieht Wegener Reformbedarf. Die frühe Nutzenbewertung habe neben der Frage der zweckmäßigen Vergleichstherapie weitere wesentliche Geburtsfehler. Allen voran die Machtfülle des GKV-Spitzenverbandes. Dieser entscheide über die Frage der Vergleichstherapie und des Zusatznutzens und führe am Ende auf dieser Grundlage die Verhandlungen über die Erstattungsbeträge. „Da muss man sich die Frage stellen, ob man den Kassen nicht das Stimmrecht entziehen müsste“, so Wegener.

Zudem müsse auch Innovationen mit bewährten Wirkstoffen eine Chance gegeben werden. Wer etwa ein neues Anwendungsgebiet erforsche oder neue Darreichungsformen entwickle leiste auch Fortschritte – mögen diese Schritte auch kleiner sein. Gewürdigt würden diese im bestehenden Vergütungssystem nicht – hier muss in Wegeners Augen Abhilfe geschaffen werden.

Der BPI fordert weiterhin eine Aufwertung der besonderen Therapierichtungen. Homöopathie, Anthroposophie und Phytotherapie müssten sich aus ihrem gegenwärtigen Status als „Arzneimittel 2. Klasse“ emanzipieren. Dies gelte auch hinsichtlich der Verankerung dieser Therapierichtungen in den Hochschulen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für den BPI die Selbstmedikation. Hier sei man durchaus für hohe Sicherheitsstandards – allerdings mit Augenmaß. Bedrohlich erscheint dem Verband der Aktionsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit. Hier seien Maßnahmen geplant, die für rezeptfreie Arzneimittel völlig überzogen seien. So etwa Überlegungen, zukünftig jede Packung groß mit der pharmazeutischen Bezeichnung des Wirkstoffes zu beschriften – der Markenname stünde nur noch klein dabei. Dies werde eher zur Verunsicherung und zu weniger, als zu mehr Sicherheit führen, so Wegener. Zudem müssten die neuen Packungen zu – rechtlich unzulässigen – Mogelpackungen anwachsen, um überhaupt die geforderte Schriftgröße auf ihr platzieren zu können.

Wegeners Fazit: Die neue Bundesregierung wird wesentliche Änderungen im Bereich der Arzneimittel vornehmen müssen. „Wenn wir diesen Weg weitergehen, wird die Versorgungssicherheit leiden und deutsche Patienten werden immer stärker von neuen Entwicklungen abgeschnitten“


Kirsten Sucker-Sket