Viele Influenza-Fälle in Bayern

Hausärzte beklagen geringe Impfquoten

Berlin - 01.03.2013, 12:21 Uhr


Die Influenza-Welle erreichte vor wenigen Wochen relativ zeitgleich Bayern und Baden-Württemberg. Doch aus Bayern wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) rund doppelt so viele Erkrankungsfälle gemeldet wie aus dem Nachbarbundesland. Der Bayerische Hausärzteverband führt dies auf die Lieferausfälle bei Novartis zurück – dem exklusiven Rabattpartner der bayerischen Krankenkassen für Grippeimpfstoff.

Wie der Verband heute mitteilt, wurden dem RKI für 2013 aus Baden-Württemberg 1.737 Influenzafälle gemeldet – in Bayern waren es dagegen 3.550 Erkrankungen.  Auf die Bevölkerung verteilt habe es damit in Baden-Württemberg auf 6.246 Einwohner einen Influenza-Patienten gegeben. In Bayern sei dagegen bereits jeder 3.548ste Bürger an einer echten Grippe erkrankt. Betrachte man ganz Deutschland, so komme jeder fünfte Grippepatient aus Bayern.

Dr. Dieter Geis, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, ist überzeugt, dass mangelnder Impfschutz dahinter steckt. Viele Menschen konnten sich nicht impfen lassen, weil in Bayern – wo die Krankenkassen den Grippeimpfstoff ausgeschrieben hatte – der Impfstoff fehlte. Geis: „Es ist unverantwortlich, wie die gesetzlichen Krankenkassen aus reinem Profitinteresse die Gesundheit der Versicherten aufs Spiel gesetzt haben. Die paar Cent, die die Kassen in Bayern meinten über Rabattverträge sparen zu können, kommen jetzt uns allen teuer zu stehen.“ Mit ihrem Verhalten hätten die Kassen nicht nur ihre Bonusregelungen in Impfheftchen ad absurdum geführt. Sie hätten auch „den Impfbemühungen der Ärzte und der STIKO einen Bärendienst erwiesen“, so Geis.

Dem Hausärzteverband zufolge wurden in Bayern im dritten Quartal 2011 noch 277.000 Patienten gegen Grippe geimpft. Im gleichen Zeitraum 2012 waren es dagegen nur 6.834. Dieser immense Rückstand habe trotz aller Bemühungen der bayerischen Hausärzte im 4. Quartal nicht mehr aufgeholt werden können. Mit rund 1,1 Millionen Impfungen sei hier die Zahl im Vergleich zum Vorjahresquartal konstant geblieben. „Das zeigt, dass wir die Zeit brauchen, um unsere Patienten durchzuimpfen und vor einer mitunter lebensbedrohlichen Influenza zu schützen. Wir brauchen die Sicherheit, dass Impfstoffe lieferbar sind. Dies geht nur, wenn auf die Ausschreibung verzichtet wird“, so Geis.


Kirsten Sucker-Sket


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