Regelung von Arzneimitteltests

EU-Vorschlag weiter in der Kritik

Brüssel - 21.02.2013, 11:32 Uhr


Die EU-Kommission will die Regeln für Arzneimitteltests an Menschen erleichtern und stößt damit auf scharfe Kritik aus Politik und Ärzteschaft. Der Europaabgeordnete Peter Liese (CDU) und der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery, warnten am Mittwoch in Brüssel vor einem niedrigeren Schutzniveau für Probanden.

Während die EU-Kommission die Unabhängigkeit gewährleistet sieht, warnte Liese vor einer Aufweichung. Die meisten Arzneimitteltests an Menschen werden in mehreren Ländern durchgeführt, um genug Probanden zu erhalten. Künftig soll aber ein Land federführend sein. Wenn beispielsweise Großbritannien als federführender Staat grünes Licht für die Versuche geben würde, könnte Deutschland de facto kein Veto mehr einlegen. „Der Test wird eben auch in Deutschland durchgeführt, selbst wenn die Experten dort sagen, es ist zu riskant“, so Liese.

Ärztevertreter Montgomery warnte vor einem „Ethik-Shopping“: Firmen könnten sich die Länder mit den niedrigsten Prüfstandards als Anlaufstelle aussuchen. Zwar können EU-Staaten sich in solchen Fällen aus dem internationalen Verfahren verabschieden – die Auflagen dafür sind aber recht hoch. Auch die von der Kommission vorgeschlagenen neuen Regeln für Tests an Kindern, Demenzkranken und Behinderten bereiten Kritikern Unbehagen. Liese findet es unverständlich, dass die Kommission hierfür Regeln neu formuliert, anstatt bestehende Vorschriften beizubehalten. Das Schutzniveau dürfe nicht sinken.

Die neue Verordnung soll die Regeln für Europas Pharmabranche vereinheitlichen. Für Versuche, die teilweise außerhalb Europas stattfinden, sollen zudem die gleichen Standards gelten. Damit will die EU-Kommission die Verlagerung solcher Tests in ärmere Länder wie Indien oder nach Afrika stoppen: In den vergangenen fünf Jahren sank die Zahl von Pharmatests an Menschen in Europa um etwa ein Viertel. Auf Deutschland trifft dies allerdings nicht zu: Dort ist die Zahl der Tests den Angaben zufolge stabil. Die Pläne für gleiche Standards in außereuropäischen Staaten sehen Liese und Montgomery positiv.

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dpa/DAZ.online