Tödliche Fehler

Medikationsfehler bei Kindern

01.02.2013, 13:05 Uhr


Verordnungen für Kinder sind besonders fehleranfällig. Über die Fehlerquellen und mögliche Gegenmaßnahmen bei der Ermittlung der richtigen Arzneimitteldosis berichten Dr. Jost Kaufmann und Dr. Michael Laschat, Oberärzte Kinderanästhesie, Kinderkrankenhaus der Kliniken der Stadt Köln in der Deutschen Apotheker Zeitung.

Aufgrund altersgruppenspezifischer Kontraindikationen und der Notwendigkeit einer individuellen Dosisberechnung liegt in einem Kinderkrankenhaus die Rate an potenziell bedrohlichen Verordnungsfehlern dreimal höher als in einem Krankenhaus für Erwachsene. Besonders in Notfallsituationen steigt die Fehlerrate. Dabei sind Abweichung in einer 10er-Potenz (entsprechend 1000% von der empfohlenen Dosierung) möglich. Fehler in einer solchen Dimension können schwere Schäden auslösen oder sogar tödlich sein.

Eine vollständige Verordnung beinhaltet eine Dosierung (z. B. in mg/kg) sowie die sich aus dem Körpergewicht ergebende absolute Dosis (z. B. mg). Des Weiteren sind die Benennung der verwendeten Konzentration (z. B. mg/ml) und die sich daraus ergebende absolute Menge der zu verabreichenden Lösung (z. B. in ml) notwendig. Zur Festlegung der richtigen Dosis eines Arzneimittels sind elektronische Hilfsmittel (z. B. Taschenrechner) wünschenswert, auch kann die Benutzung einer tabellarischen Aufstellung mit Dosisempfehlungen zu verschiedenen Gewichtsgruppen hilfreich sein. Die beste Schätzung des Gewichts wird durch eine körperlängenbezogene Zuordnung auf ein durchschnittliches Gewicht gewährleistet; in der Praxis hat sich hierfür das Pädiatrische Notfalllineal bewährt.

Dabei können die meist gewichtsbezogenen Dosisempfehlungen abhängig von der Altersgruppe erheblich variieren. Der Zugriff auf pharmakologisch-pädiatrische Informationen während des Verordnungsprozesses erhöht die Sicherheit. Dies kann neben elektronischen Systemen auch durch "Kitteltaschenbücher" oder sogar in Form von tabellarischen Zusammenstellungen gewährleistet werden.

Bei computerbasierten Verordnungssystemen werden gewünschte Dosierungen, Applikationswege und Häufigkeiten in ein Programm eingegeben und Rechenschritte durch den Computer vorgenommen. Durch Integration einer Datenbank zur pädiatrischen Pharmakotherapie, die Hinweise zu Dosierungsempfehlungen und einen Kontrollmechanismus impliziert, könnten bedrohliche Fehldosierungen signifikant verringert werden, so die Pädiater.

Quelle: Kaufmann, J., und M. Laschat: DAZ 2013, Nr. 4, S. 42-45.


Dr. Bettina Hellwig


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