Neu auf dem Markt

Neue Wirkstoffklasse bei Typ-II-Diabetes

15.01.2013, 11:46 Uhr


Dapagliflozin (Forxiga®) ist ein neues Antidiabetikum zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes. Es ist der erste Wirkstoff der neuen Klasse der SGLT-2-Inhibitoren, der seit kurzem auf dem Markt ist.

Dapagliflozin wird einmal täglich in einer Dosis von 10 mg eingenommen. Es kann sowohl zur Monotherapie für Patienten, die Metformin nicht vertragen, als auch zur Kombinationstherapie mit anderen blutzuckersenkenden Wirkstoffen sowie auch Insulin eingesetzt werden.

Dapagliflozin fördert die Glucoseausscheidung mit dem Urin, indem es ein Transportprotein, den Natrium-Glucose-Cotransporter 2 (SGLT-2), selektiv und reversibel hemmt. SGLT-2 ist als Haupttransporter für die renale Reabsorption von Glucose aus dem glomerulären Filtrat zurück in den Kreislauf verantwortlich. Durch die Hemmung des Proteins wird die renale Glucose-Reabsorption verhindert und als Folge vermehrt Glucose mit dem Urin ausgeschieden, was zu einer Reduktion der Blutzuckerwerte führt. Der glucosurische Effekt setzt nach der ersten Dosis ein, hält über das 24-stündige Dosisintervall an und bleibt während der gesamten Behandlung bestehen. Die Glucosemenge, die dadurch über die Niere eliminiert wird, hängt von der Blut-Glucosekonzentration und der glomerulären Filtrationsrate ab. Zusätzlich kommt es zu einer leichten Diurese und einer vorübergehenden Natriurese.

Dapagliflozin verringert sowohl die Nüchtern- als auch die postprandialen Plasma-Glucosespiegel. Die Wirkung beschränkt sich auf die Nieren, denn Dapagliflozin wirkt selektiv auf SGLT-2, der nur in den Nieren exprimiert wird.

Dapagliflozin wirkt weder auf andere Natrium-Glucose-Cotransporter, wie SGLT-1 im Dünndarm, noch auf Glucose-Transporterproteine, die für den Glucose-Transport in periphere Gewebe wichtig sind. Die Wirkung von Dapagliflozin hängt nicht von der Insulinsekretion ab. Auch behindert Dapagliflozin nicht die physiologische endogene Glucoseproduktion als Reaktion auf eine Hypoglykämie. Ein weiterer Vorteil: Durch die erhöhte Glucoseausscheidung (ca. 70 g täglich) kommt es zu einem Kalorienverlust von rund 280 kcal täglich und dadurch einer Gewichtsabnahme.

Die europäische Zulassung von Dapagliflozin basiert auf einem klinischen Entwicklungsprogramm, das elf doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Phase-III-Studien umfasste. In die Studien waren weltweit knapp 6.000 Patienten mit Typ-2-Diabetes eingeschlossen, von denen fast 4.000 Dapagliflozin erhielten. Im Vergleich zu den Placebo-Patienten erreichte ein höherer Anteil der mit Dapagliflozin behandelten Patienten das Ziel eines HbA1c von unter 7%. Das Hypoglykämie-Risiko war in den klinischen Studien unter der Monotherapie mit Dapagliflozin relativ gering und lag auf Placeboniveau. Wenn es hingegen zusätzlich zu einer Behandlung mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen eingesetzt wurde, führte Dapagliflozin zu höheren Hypoglykämie-Raten als Placebo.

Als weitere Nebenwirkungen traten unter der Therapie mit Dapagliflozin Vulvovaginitis und Balanitis häufiger auf. Die häufigsten Ereignisse, die zum Therapieabbruch führten, waren erhöhtes Kreatinin im Blut (0,4%), Harnwegsinfektionen (0,3%), Übelkeit (0,2%), Schwindel (0,2%) und Hautausschlag (0,2%).

Quelle: Fachinformation zu Forxiga®, Stand November 2012


Dr. Bettina Hellwig


Das könnte Sie auch interessieren

Neuer Natrium-Glucose-Cotransporter-2-Hemmer

Therapeutische Glukosurie mit Empagliflozin

Senkung der Glykämie durch Steigerung der renalen Glucose-Ausscheidung möglich

Neue Hoffnung für Diabetiker

Beratungswissen zu Wirkungen, Nebenwirkungen und Interaktionen

Gliflozine

SGLT-2-Inhibitoren ermöglichen orale Therapie bei Typ-1-Diabetes

Gliflozine setzen eins drauf