Aufklärung kommt schleppend voran

ABDA: "Kleiner einstelliger Millionenbetrag an El Pato"

Berlin - 18.12.2012, 16:40 Uhr


Auf die Enthüllung des BMG-Spions folgen jetzt erste Reaktionen aus dem im Apothekerhaus. Heute unternahm die ABDA den ersten Schritt: El Pato hat von der ABDA zwischen 2007 und 2011 nicht nur 800.000 Euro, wie der „Focus“ berichtete, sondern einen „kleinen einstelligen Millionenbetrag“ als Dienstleister erhalten.

Nach Auskunft der ABDA floss seit 2007 Jahr für Jahr im Durchschnitt ein niedriger einstelliger Prozentsatz aus dem PR-Etat des ehemaligen ABDA-Sprechers Thomas Bellartz für Dienstleistungen verschiedener Art wie das Versenden von Pressemitteilungen oder den Faxversand an die von Bellartz mitgegründete Agentur El Pato. Weitere Angaben will die ABDA zurzeit nicht machen. Über alle Details dieser wirtschaftlichen Verflechtungen soll der Abschlussbericht des externen Prüfers Auskunft geben.

„Allein die Tatsache, dass man uns als Interessenvertretung der deutschen Apothekerinnen und Apotheker ein solches Verhalten zutraut, ist Beweggrund, sich mit den Vorwürfen aktiv auseinanderzusetzen. Wir werden in unserem Handeln maximale Transparenz herstellen“, so eine heute an alle ABDA-Mitgliedsorganisationen geschickte Information. Wie vergangene Woche angekündigt, habe die ABDA unter Leitung des designierten ABDA-Präsidenten Friedemann Schmidt gestern eine Arbeitsgruppe „Verbands-Compliance“ einberufen.

Dieser Arbeitsgruppe gehören neben Schmidt Matthias Arnold, designierter Vizepräsident der ABDA, Andreas Kiefer, designierter Präsident der BAK, Fritz Becker, Vorsitzender des DAV, Dr. Sebastian Schmitz, Hauptgeschäftsführer und Florian Martius, Stabstellenleiter Kommunikation an.

Auslöser für diese Arbeitsgruppe sei die Berichterstattung über den „Datenklau“ im BMG. Bisher handele es sich dabei lediglich um Ermittlungen, und „wir haben festzustellen, dass die ABDA selbst bisher nicht Ziel dieser Ermittlungen ist. Wir haben klar und deutlich gesagt: Dies ist und dies wird niemals Arbeitsstil der ABDA sein“, so die ABDA-Mitteilung.  

Der Hauptgeschäftsführer sei beauftragt worden, die notwendigen Maßnahmen zur Sicherstellung einer effektiven Compliance-Organisation bei ABDA, BAK und DAV im Zusammenwirken mit der Arbeitsgruppe „Verbands-Compliance“ einzuleiten. Die Aufgabe der Arbeitsgruppe werde es sein, interne Prozesse zu überprüfen: Konkret gehe es unter anderem um die Überprüfung interner Richtlinien, den Umgang mit Kontakten zu Behörden, Evaluierung des internen Schulungsbedarfs und der Ernennung eines Compliancebeauftragten. „Zusätzlich soll ein externer Berater hinzugezogen werden“, so die Ankündigung.

„Ungeachtet dieser konkreten Maßnahmen bleiben wir bei unserem Grundverständnis, dass ein politischer Meinungsbildungsprozess über Interessengruppen unverzichtbare Grundlage für eine funktionierende Demokratie ist. In einem immer komplexer werdenden Umfeld kann die Politik meines Erachtens auf die Expertise, wie sie die ABDA in sich vereint, nicht verzichten“, so der von Friedemann Schmidt unterzeichnete Rundbrief an alle ABDA-Mitgliedsorganisationen.


Lothar Klein


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