SZ-Interview

Schmidt: Apotheker verdienen im Schnitt mehr als Ärzte

Berlin - 14.12.2012, 12:48 Uhr


In einem bemerkenswerten Interview mit der Süddeutschen Zeitung hat der designierte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt deutlich differenzierter über die Einkommenslage der Apotheker gesprochen als bisher bei der ABDA üblich: „Na gut, wenn wir eine Durchschnittsbetrachtung anstellen, liegen wir darüber“, so Schmidt auf die Frage, ob Apotheker monatlich mehr Geld nach Hause bringen als die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung angegebenen 5442 Euro Nettoverdienst des Ärztedurchschnitts.

Auch über seine eigene Einkommensituation gibt Schmidt freimütig Auskunft. Als er vor 20 Jahren wie viele Arztkollegen Praxen seine Apotheke eröffnet habe, habe er sich in den ersten Jahren „nie getraut, denen zu sagen, was ich verdiene.“ Inzwischen habe sich die Situation aber umgekehrt, so Schmidt: „Inzwischen liegt der Apotheker unter dem Einkommen des Allgemeinmediziners.“ Dass die Apothekereinkommen im Durchschnitt aber immer noch über den Ärzten liegen, hat laut Schmidt damit zu tun, „dass wir eine sehr erfolgreiche, gut bezahlte Gruppe haben, die große Betriebe unterhält und stark spezialisiert ist. Das reißt den Durchschnitt nach oben.“

Allerdings verschlechtere sich die wirtschaftliche Lage für andere, so Schmidt: „Wir haben einige, die profitieren und andere, die aus dem Mittelfeld herausrutschen. Die verdienen inzwischen weniger als ein angestellter Apotheker. Für die wird es eng, und damit hat keiner von denen gerechnet. Deshalb auch die Wut.“ Die Mitte rutsche ab, weil das Kernfeld, die Versorgung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten, heute deutlich weniger attraktiv sei als vor Jahren.

In der schrumpfenden Zahl der Apotheken will der neue ABDA-Präsident kein Apothekensterben mehr erkennen: „Wir selbst sprechen nie vom Apotheken-Sterben. Wir meinen auch nicht, dass die Apotheke an sich stirbt.“ Trotzdem sie die Zahl von sechs Apothekenschließungen pro Woche eine „beunruhigende Situation, die wir noch nie erlebt haben.“ Verantwortlich dafür sei neben der abnehmenden Wirtschaftlichkeit auch fehlender pharmazeutischer Nachwuchs.

Den Verkauf von Nahrungsergänzungsmittels in Apotheken empfinden Schmidt als „Geldschneiderei“. „Die braucht man nicht“, so der künftige ABDA-Präsident. Auf die Frage, ob in Apotheken damit Sachen verkauft würden, „die keiner braucht“, antwortet Schmidt: „Ja! Aber ist das nicht überall so? Stehen in Ihrer Zeitung denn nur Dinge drin, die wirklich alle brauchen?“

Den weißen Apothekerkittel hält Schmidt eigentlich für überflüssig und sieht darin eine Image- und Modefrage: „Der weiße Kittel ist nirgendwo im ambulanten Gesundheitsbereich wirklich not-wendig. Aber ja, er dient der Statusverbesserung. Und er ist einfach schick.“        


Lothar Klein


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