Nutzenbewertung von Linagliptin

DDG fürchtet Rückschritt für Patienten

Berlin - 11.12.2012, 11:29 Uhr


Unterstützung für Boehringer und Lilly: Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hält den zweiten Bericht des IQWiG zum Zusatznutzen für das Diabetes-Medikament Linagliptin für „wissenschaftlich nicht haltbar“ und „methodisch mangelhaft“. Aus Sicht der DDG gibt es derzeit keinen Zweifel am Vorteil der DPP-4-Inhibitoren gegenüber Sulfonylharnstoffen.

Es sind drei Punkte im IQWiG-Bericht, die die DDG erzürnen: So hatten die Kölner Wissenschaftler beim Vergleich von Linagliptin + Metformin gegenüber Metformin + dem Sulfonylharnstoff Glimepirid „unterschiedliche Therapiestrategien“ bemängelt und die günstigen Effekte von Linagliptin in Zweifel gezogen. Konkret hatten sie beanstandet, dass bei dieser Vergleichsstudie die Dosis bei der Glimepirid-Gruppe nach und nach erhöht wurde, während die Linagliptin-Patienten eine feste Standarddosierung erhielten. Die Aufdosierung von Glimepirid sei in der Fachinformation vorgeschrieben und erforderlich, um die beste Wirkung dieses Medikaments auf den Glukosespiegel zu erzielen, betont die DDG nun in einer Stellungnahme. Für die Substanzklasse der DPP-4 Inhibitoren sei in der Fachinformation hingegen eine Standarddosierung vorgesehen. Das verringerte Auftreten von lebensgefährlichen Unterzuckerungen und Herzinfarkten bei den mit Linagliptin behandelten Patienten auf unterschiedliche Therapiestrategien zurückzuführen, wie es das IQWiG mache, sei daher „wissenschaftlich nicht haltbar“.

Darüber hinaus hatte das IQWiG in seinem Abschlussbericht kritisiert, dass eine direkte Vergleichsstudie von Linagliptin mit einem Sulfonylharnstoff fehle. „Diese Auffassung berücksichtigt nicht, dass Metformin weltweit als Mittel der ersten Wahl empfohlen wird und aus guten Gründen nicht ein Sulfonylharnstoff“, hält DDG-Präsident Prof. Stephan Matthaei der IQWiG-Kritik entgegen. Die vom IQWiG geforderte Studie sei ethisch zweifelhaft, weil sie gesundheitliche Schäden für die Teilnehmer riskiere.

Nun fürchtet die DDG, dass „die durch die Datenlage unbegründete Vorgehensweise“ und negative Bewertung des IQWiG gegenüber Linagliptin sich auf die gesamte Substanzgruppe der DPP-4 Inhibitoren ausweitet. Somit würde den Patienten mit Typ 2-Diabetes in Deutschland ein therapeutischer Fortschritt vorenthalten, von dem weltweit Millionen Patienten profitieren, mahnt die Gesellschaft. Die Gliptine sind die erste Substanzklasse aus dem Bestandsmarkt, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) einer frühen Nutzenbewertung unterziehen will. Nun darf man gespannt sein, wie der G-BA mit der zweiten Dossierbewertung des IQWiG für Linagliptin umgehen wird. Das Gremium hat in der Nutzenbewertung das letzte Wort.

Hier finden Sie die vollständige DDG-Stellungnahme


Kirsten Sucker-Sket