Neuaufstellung in Deutschland

AstraZeneca streicht Stellen

Wedel - 04.12.2012, 16:35 Uhr


Der deutsche Standort verliert für AstraZeneca an Attraktivität. Wie der Pharmakonzern heute mitteilte, will er seine Unternehmensstruktur im hiesigen Markt den veränderten wirtschaftlichen und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen „anpassen“. Dazu soll unter anderem die Mitarbeiterzahl um rund 400 auf etwa 625 verringert werden. Betroffen seien sowohl der Innen- als auch der Außendienst.

Mit dem Personalabbau reagiert AstraZeneca eigenen Angaben zufolge auf ein verändertes Produktportfolio, Verzögerungen bei der Forschung und Entwicklung neuer Wirkstoffe sowie auf massive staatliche Eingriffe in die Preisbildung für innovative Medikamente. So belasteten allein der seit August 2012 geltende Zwangsrabatt von 16 Prozent sowie das Preismoratorium das Unternehmen mit rund 300 Millionen Euro. Die dadurch entstehenden Ertragsabflüsse und entgangenen Umsätze werde AstraZeneca mit dem aktuellen Portfolio nicht kompensieren können, heißt es.

Über die neuen Erstattungsbeträge beschwert sich AstraZeneca in seiner Meldung nicht direkt - sein Präparat Brilique war das erste, das die Frühe Nutzenbewertung vollständig durchlaufen hatte. AstraZeneca gab sich selbst mit dem verhandelten Erstattungsbetrag zufrieden. Weniger freudig sieht das Unternehmen die Entwicklungen im Grippe-Impfstoffmarkt. In einer Welt der Ausschreibungen und Exklusivverträge hat seine neue Nasenspray-Impfung Fluenz für Kinder nur eingeschränkte Chancen, sich zu behaupten.

Allen wirtschaftlichen Herausforderungen zum Trotz habe man betriebsbedingte Kündigungen bislang vermeiden können, so das Unternehmen. Betriebsrat und Geschäftsleitung hatten schon im September ein Abfindungsangebot für freiwillig ausscheidende Mitarbeiter des Außendienstes vorgelegt, welches etwa 250 Mitarbeiter angenommen hatten. Auch weiterhin will AstraZeneca betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Die Geschäftsleitung hat der Belegschaft daher heute auf einer Mitarbeiterversammlung erneut ein Abfindungsprogramm für freiwillig ausscheidendende Mitarbeiter vorgelegt. Zudem sollen die Mitarbeiter bei der Suche nach einer Stelle unterstützt werden.

Parallel zur Zahl der Mitarbeiter ist beabsichtigt, auch die Zahl der Geschäftsleitungsmitglieder zu reduzieren: Statt acht Geschäftsbereichen soll die Geschäftsleitung künftig sechs Bereiche umfassen. Die Bereiche Commercial Excellence und Strategische Planung sollen in anderen Abteilungen aufgehen.

Bereits im Februar hatte das Unternehmen angekündigt, in den kommenden Jahren rund 7.300 Arbeitsplätze weltweit zu streichen. Der Jobabbau in Deutschland kommt nun noch hinzu.


Kirsten Sucker-Sket


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