Ausschreibung von Grippeimpfstoffen

Novartis klinkt sich aus

Berlin - 27.11.2012, 18:21 Uhr


Bis Mitte November konnte geboten werden: Die Barmer GEK hatte die Versorgung der GKV-Versicherten in Sachsen-Anhalt mit Grippeimpfstoffen in der nächsten und übernächsten Saison ausgeschrieben. Zumindest ein Hersteller hat nicht mitgemacht: Novartis Vaccines. Exklusivität sei bei Verträgen zur Impfstoffversorgung nicht der richtige Weg, heißt es in einem die „Absage“ erläuternden Brief des Unternehmens an die Barmer GEK, der zur Kenntnisnahme auch an zahlreiche andere Kassen ging.

Im Modell der Impfstoffausschreibungen und Exklusivverträge sehe man derzeit „für alle Beteiligten (Patienten, Krankenkassen, Ärzte Apotheken, Lieferanten und Politik) deutlich mehr Risiken als Chancen“, heißt es in dem Brief des Geschäftsführers der Novartis Vaccines Vertriebs GmbH, Tobias Sunderer, und des Leiters Public Affairs, Marco Hoffmann. Diese Risiken hatte Novartis in dieser Saison bekanntlich deutlich zu spüren bekommen. Die Impfstoffproduktion im italienischen Werk wollte einfach nicht so laufen, wie es sich das Unternehmen, das immerhin ganz Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg exklusiv mit Influenza-Impfstoffen versorgen sollte, vorgestellt hatte.

Die aktuelle Situation zeige, dass Exklusivverträge die Optionen, auf Lieferschwankungen schnell und effektiv reagieren zu können, erheblich einschränken, schreiben die Novartis-Vertreter nun an die Kassen. Und dabei seien gerade bei Grippeimpfstoffen Lieferschwankungen besonders zu berücksichtigen. Schließlich sei ihre Herstellung ein komplexer biologischer Prozess. Sunderer und Hoffmann sind überzeugt: Die den Krankenkassen bereits jetzt vorgeworfenen Versorgungsengpässe wären eskaliert, wenn für diese Grippesaison Ausschreibungen in allen Bundesländern erfolgt wären. Die jeweiligen Gewinner hätten dann lediglich Impfstoffe für „ihre“ Gebiete produziert – ein Ausfall hätte so noch weniger kompensiert werden können. Schon jetzt, so Novartis, sei eine Produktionsanpassung zu spüren. Die Zahl der vom Paul-Ehrlich-Institut freigegeben Impfdosen habe Anfang November um rund 5 Millionen niedriger gelegen als sonst um diese Zeit.

Gerade dies sehen die Kassen allerdings anders. Sie meinen, durch Verträge mit anderen Herstellern gerade geschützt zu sein. Denn ihre Partner waren gehalten zuvörderst die eigenen Verträge zu erfüllen hatten – schlechter, so der Tenor der Kassen – seien die Länder dran gewesen, die nicht ausgeschrieben hatten.

Ob sich die in Sachsen-Anhalt ausschreibende Barmer GEK von dem Schreiben beeindrucken lässt, kann man bezweifeln. Jedenfalls dann, wenn es noch ausreichend andere Unternehmen gibt, die Angebote abgegeben haben. Grundsätzlich will die Kasse an den Ausschreibungen für Grippeimpfstoffe festhalten.


Kirsten Sucker-Sket