Alter und Krankheitsrisiken

Ab 40 steigt das Risiko für Multimorbidität

27.11.2012, 09:22 Uhr


Dass man im Alter ein höheres Risiko für verschiedene Erkrankungen und auch für das Auftreten mehrerer Krankheiten parallel hat, ist bekannt. „Alter“ beginnt allerdings schon recht früh, wie auf einem Symposium der Friedrich-Merz-Stiftung kürzlich deutlich wurde.

Multimorbidität wird heute vor allem mit dem Seniorenalter in Verbindung gebracht. Wie Marjan van den Akker, Universität Maastricht, auf einem Symposium anlässlich ihrer Gastprofessur bei der Friedrich-Merz-Stiftung sagte, sollte sich dies ändern. Van den Akker hatte Medikamentenverschreibungen unter die Lupe genommen und festgestellt, dass in den Niederlanden 21- bis 40-Jährige im Schnitt 5,2 Wirkstoffe pro Jahr verordnet bekommen, 40- bis 50-Jähre jedoch rund doppelt so viele. Um das 40. Lebensjahr ist somit ein starker statistischer Anstieg der Multimorbidität zu verzeichnen, der Van der Akker zufolge erst wieder mit dem 70. Lebensjahr abnimmt. In den meisten Fällen sind der Lebensstil und verschiedene Sozialfaktoren für den Risikoanstieg in den „jungen“ Jahren verantwortlich. Zusätzlicher psychischer Stress, ein hoher Erwartungsdruck an sich selbst und die berufliche Situation scheinen die Tendenz zur Multimorbidität zu verstärken. „Der Trend ist in anderen westeuropäischen Ländern ähnlich“, kommentiert van den Akker die Zahlen und fordert: „Wir benötigen dringend mehr Forschung für die jüngere Altersgruppe, weil Fragen der Priorisierung von Erkrankungen, der Nutzen-Risiko-Bewertung von Therapien, gerade auch unter dem Aspekt möglicher Wechselwirkungen von Medikamenten, in Abhängigkeit von der Lebensphase zu beantworten sind. Vor allem bei jüngeren Patienten fehlen die Daten.“

Quelle: Vortrag auf dem Symposium „Evidence-Based Medicine Meets Multimorbidity: A Blind Date?“, veranstaltet von der Friedrich-Merz-Stiftung am 17.10.2012


Simone Kruse / Dr. Beatrice Rall