Erleichterungen bei Diamorphinbehandlung

Altpeter wendet sich direkt an G-BA

Stuttgart - 22.11.2012, 08:15 Uhr


Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Katrin Altpeter (SPD) lässt in Sachen Diamorphinbehandlung nicht locker: Nachdem ihr erstes Schreiben an den Bundesgesundheitsminister erfolglos blieb, wendet sie sich nun direkt an den Gemeinsamen Bundesausschuss. Er soll für Erleichterungen bei der Drogenersatztherapie sorgen.

Die Bundesvorgaben für die Einrichtung neuer Arztpraxen zur Diamorphinbehandlung von schwerst Drogenabhängigen sind nach Auffassung der Ministerin zu streng. Sie wandte sich daher bereits in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (beide FDP). Ihr erster Vorstoß blieb jedoch „ohne Erfolg“, meldet nun das baden-württembergische Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren.

In ihrem zweiten Schreiben, das dieses Mal direkt an den Gemeinsamen Bundesausschuss geht, fordert die Ministerin, neben der bislang zwingend vorgeschriebenen venösen Injizierung (§ 5 Abs. 9a BtMVV) weitere Anwendungsformen bei der Drogenersatztherapie zuzulassen – beispielsweise in oraler Form. „Langzeitabhängige verfügen in der Regel über kein intaktes Venensystem mehr“, so Altpeter. Eine venöse Verabreichung des Diamorphins sei daher oft nicht möglich. „Damit werden diejenigen von der Behandlung ausgeschlossen, die sie am nötigsten bräuchten.“

Zudem sollen die personellen Anforderungen an Substitutionspraxen „auf ein vernünftiges Maß“ gesenkt werden. Nach den bislang geltenden Richtlinien des Ausschusses müssen zwingend drei Arztstellen in Vollzeit vorgehalten werden. Gerade bei Standorten mit einer kleinen Patientengruppe entstünden dadurch zu hohe Kosten bei den laufenden Betriebskosten, so die Ministerin. Am Modellstandort Karlsruhe werden inzwischen rund 30 Menschen diamorphingestützt substituiert – das Land Baden-Württemberg hat den Standort für notwendige Investitionen in die Sicherheit mit rund 50.000 Euro bezuschusst.


Juliane Ziegler