Streit um Apothekenabschlag

Kassen sollen Zahlen vorlegen

Hannover - 19.11.2012, 09:27 Uhr


Die Krankenkassen sollen endlich ihre Einsparungen durch Rabattverträge offenlegen – dies hat die Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, Magdalene Linz, im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur in Hannover gefordert.

Heute startet die ABDA-Medienkampagne gegen die überhöhten Rabattforderungen der Krankenkassen. Die dpa meldete bereits gestern, dass die Pharmazeuten jetzt auf Konfrontationskurs zu den Krankenkassen gehen – und zitiert dazu Magdalene Linz: „Wir fordern die gesetzlichen Krankenkassen auf, ihre Einsparungen durch die Rabattverträge offenzulegen", sagt diese. Es könne nicht sein, dass die Apotheker durch Rabattverträge Geld für die gesetzlichen Krankenkassen in erheblichem Maße einsparen könnten, aber niemand exakt wisse, wie hoch die Ersparnisse überhaupt seien.

Letzte Woche waren die Verhandlungen zum Kassenabschlag für das Jahr 2013 gescheitert. Die Fronten sind verhärtet, die Schiedsstelle soll nun entscheiden. Linz macht klar, warum die Apothekerseite der Kassenauffassung nicht folgen kann, die Verhandlungen wieder bei 2,05 Euro starten zu lassen: „2009 und 2010 lag der Kassenabschlag bei 1,75 Euro und wurde als sogenanntes Sonderopfer für 2011 und 2012 auf 2,05 Euro pro rezeptpflichtigem Arzneimittel erhöht. Da die gesetzlichen Krankenkassen und der Gesundheitsfonds in den letzten Jahren eine Reserve von über 20 Milliarden Euro erwirtschaftet haben, ist nicht einzusehen, warum das Sonderopfer noch notwendig sein soll. Als Grundlage für die weiteren Verhandlungen für 2013 ist für die Apotheker nur die Basis von 1,75 Euro akzeptabel. Dies sehen auch führende Gesundheitspolitiker so, wie Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr und Jens Spahn, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU.", betonte Linz (korrigiertes Zitat).

Die Kammerpräsidentin unterstreicht zudem: „Uns Apothekern wurden eklatante Mehrbelastungen aufgebürdet, deren höhere Kosten wir selbst tragen müssen“. Beispiel: Um ein Rezept für ein Rabatt-Arzneimittel zu bearbeiten, brauche ein Apotheker im Schnitt dreimal bis viermal länger als bei einem anderen Rezept. Das koste Zeit und Personal. „Viele Apotheken haben mehr Personal einstellen müssen, um dem gestiegenen Erklärungs- und Dokumentationsbedarf nachzukommen“, erklärt Linz. „Wir fordern einen Ausgleich für diese Mehrkosten.“

Aufgrund der steigenden Ausgaben und sinkenden Einnahmen stünden viele Apotheker mit dem Rücken an der Wand, heißt es weiter. Nach Ansicht von Linz drohe mittelfristig in Deutschland sogar ein Apothekenmangel – insbesondere in den ländlichen Regionen sei dieser bereits heute vorhanden.


dpa/DAZ.online